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Sektionen

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Literatur- und Kulturwissenschaft

Nora Zapf & Gabriele Hassler (Universität Innsbruck)

#ByeByeBécquer
Alex Saum Pascual

Die sozialen Medien und andere digitale Umgebungen leiten einen wichtigen kulturellen Wandel ein, etwa in der Weise, wie wir uns verbinden, wie wir kommunizieren oder wie wir uns als Subjekte begreifen. Seit einiger Zeit beeinflussen die neuen Medien alle Bereiche unseres täglichen Lebens: Wir leben in einer postdigitalen Zeit. Für die Literatur bedeutet dieses neue digitale Umfeld, dass es neue Formen der Produktion, der Distribution und der Rezeption gibt, die traditionelle Konzepte von Autorschaft und Kreativität herausfordern. Das eingangs zitierte „#ByeByeBécquer“ der digitalen Künstlerin Alex Saum Pascual fasst einige der Prozesse literarischer Appropriation, Transformation und Erneuerung zusammen, die für die neuen literarischen Praktiken online zentral sind.

Einerseits ist das Digitale Medium und Ort des Schaffens: in den sozialen Netzwerken und mit Hilfe von digitalen Technologien entwickeln sich in den vergangenen Jahren neue Formen des Schreibens, und damit neue literarische Genres, benannt mit einer Vielzahl an Neologismen: Cyberpoesie, Twitteratur, Videopoesie, Instalyrik,… Es handelt sich dabei sowohl um neue kreative Formen, wie auch um Formen des „uncreative writing“ (Goldsmith), das durch Verfahren von Copy und Paste eher eine Variation von bereits Dagewesenem bedeutet als das Schaffen neuer Texte. Letzteres findet durch neue Verfahren Anwendung, die abhängig sind von Maschinen und Künstlicher Intelligenz. Viele dieser Werke zeichnen sich durch ihre Kürze aus, da Plattformen wie Twitter nur 280 Zeichen (früher 140) für einen Post zur Verfügung stellen. Dadurch entstehen hybride, oft intermediale Formen, die den (Hyper)Text mit Bild, Ton, Video oder Links verbinden, und die neue Praktiken nicht-linealen Lesens hervorbringen. Aufgrund des relationalen und interaktiven Charakters der sozialen Medien verbreiten die Leser-User*innen nicht nur Inhalte (sie teilen, retweeten, etc.), sondern sie verwandeln sich dabei auch in Leser-Autor*innen (wreaders).

Andererseits definiert das, was wir in den sozialen Medien tun oder nicht tun (teilen, kommentieren, „gefällt mir“ anklicken, sich zu Gruppen verbinden…) unsere digitale Identität. Für die Gegenwartsautor*innen – ob sie nun im Digitalen oder in Buchform veröffentlichen – bestimmt die Entscheidung, in bestimmten sozialen Netzwerken (nicht) anwesend zu sein, das Bild von ihnen als Autor*innen. In den sozialen Medien, wo das Private öffentlich wird, stammen die „Freund*innen“ eines Autors oder einer Autorin genauso aus dem intimen Freundeskreis wie aus dem literarischen Feld. So wird die Art, sich mit dem Publikum auseinanderzusetzen, bzw. mit den Leser-Follower-User*innen, näher, und enthält vielfältige Strategien der Inszenierung: durch den Klarnamen, Fotos, Links, etc., bis hin zu dem Punkt, dass das digitale Ich Teil des Werkes wird und andersherum.

Außerdem sind soziale Medien Orte der Modifizierung und Wiederentdeckung ikonischer Bilder bereits verstorbener Autor*innen, in einem Prozess beinah gespenstiger Produktion: Auf Facebook haben die emblematischsten Figuren der hispanischen Kultur „offizielle Seiten“, mit Fotos und unter ihrem Namen – wie zum Beispiel „Frida Kahlo, Künstlerin“ -, unter der anonyme Personen (Leser*innen, Fans, Erb*innen?) Inhalte publizieren und teilen: „Gabriela Mistral hat einen Link geteilt“.

Vor diesem vielfältig anknüpfungsfähigen Hintergrund, der sich aus der digitalen Revolution für das Feld der Literatur ergibt, ist das Ziel dieser Sektion, den verschiedenen Strängen der Verbindung von digitalem Umfeld und literarischer Autorschaft nachzugehen, und über die verschiedenen Konzepte von (kollektiver/Nicht-/Hyper-) Autorschaft zu reflektieren, die aufscheinen, sich transformieren, und wieder verschwinden und damit traditionelle Auffassungen der Autorschaft hinterfragen.

Mögliche Fragestellungen für die Sektion sind:

  • Wie nutzen Autor*innen das Internet für verschiedene Arten der Selbstinszenierung? Welche Rolle nehmen die sozialen Medien in Genres wie der Autofiktion und anderen Formen der écriture de soi ein?
  • Welche Rolle spielt die Materialität für das literarische Schreiben im Digitalen? Welche intermedialen Beziehungen formen sich zwischen dem Körper der Autor*innen und dem digitalen Korpus?
  • Wer ist der oder die Autor*in eines von einem Algorithmus geschriebenen oder ausgewählten Textes? Ist die Technologie, die künstliche Intelligenz ein*e Autor*in? Ist der ‚Tod des Autors’ nun tatsächlich eingetreten?
  • Die sozialen Netzwerke erfüllen eine ähnliche Funktion wie früher die literarischen Kaffeehäuser, als Treffpunkt und Ort des Austausches zwischen literarischen Gruppierungen. Welche Mechanismen der Exklusion und Inklusion gibt es hierbei? Wer wird gehört und gelesen?
  • Welche neuen Genres und Poetiken gibt es im Digitalen, wie lassen sie sich anschließen an traditionelle Formen wie Aphorismus, Sprichwort, Tagebuch oder Brief?
  • Auf welche Weise überlagern sich Autorschaft, Genre und digitales Medium? Mit welchen Mitteln und Verfahren reproduzieren oder dekonstruieren soziale Medien Weiblichkeit und Männlichkeit in Bezug auf literarische Autorschaft?
  • Welche Rolle und welche Formen der Autorschaft übernehmen die Leser-Autor*innen? Erfüllen, zum Beispiel, die Booktubers die Funktion neuer Literaturkritik?

Die Arbeitssprache der Sektion ist Spanisch. Beachten Sie bei der Abstracteinreichung bitte die Vorgaben: Titel, Zusammenfassung von max. 400 Wörtern, Kurzbibliographie, 5 Keywords.

Kontakt: 
gabriele.hassler(at)uibk.ac.at
eleonore.zapf(at)uibk.ac.at

Mariana Masera (Universidad Nacional Autónoma de México) & Ricarda Musser (Ibero-Amerikanisches Institut Berlin)

Bereits kurz nach der Einführung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern wurde in Europa damit begonnen, bis dahin vorwiegend durch fahrende Sänger mündlich tradierte Geschichten und Gedichte abzudrucken. Gemeinsam mit Siedlern, Geistlichen und Eroberern kamen diese Drucke auch in die Neue Welt und wurden dort um regionale Facetten ergänzt und erweitert.

Nahezu von Beginn an handelte es sich bei den Drucken um multimodale Medien, die aus Text- und Bildelementen bestanden. Ihrer physischen Form nach waren es kleinformatige Hefte mit 8 oder 16 Seiten oder Einzelblätter in verschiedenen Größen, die nach den Modalitäten ihres Verkaufs auch als literatura de cordel oder pliegos de cordel bezeichnet wurden.  Durch vorlesen oder singen der Texte mit Begleitung von Instrumenten waren sie sowohl in der mündlichen wie in der schriftlichen sozialen Kommunikation bis in die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts hinein sehr präsent, vor allem in denjenigen Regionen, in denen andere modernere Kommunikationsmittel wie Zeitungen und Radio erst spät Einzug hielten. Schallplatten und Radioaufnahmen machten es im 20. Jahrhundert möglich, auch die Tonelemente zu konservieren, die entscheidend zu dem jahrhundertelangen Erfolg dieser populären Literaturformate beigetragen hatten, die das Interesse ihres Publikums dadurch wachhielten, dass sie stets auf aktuelle Ereignisse und neue Fakten, seien es politische Umbrüche, haarsträubende Kriminalfälle oder Naturkatastrophen, reagierten.

Die Überlieferungsgeschichte der cuadernillos und hojas sueltas verlief wesentlich weniger erfolgreich. Nur wenige öffentlich zugängliche Bibliotheken und Archive sammelten diese Materialien bereits in ihrem Erscheinungszeitraum systematisch, noch geringer ist die Zahl derjenigen, die sie auf der Ebene einzelner Titel katalogisierten. Hinzu kam in vielen Fällen, entsprechend institutioneller Logiken, die Trennung der multimedialen Objekte nach ihren physischen Trägern und dominierenden Elementen in Ton-, Druck- und Grafiksammlungen.

Erst im 21. Jahrhundert gelingt es durch die Möglichkeiten der Digitalisierung zunehmend besser, einzelne Sammlungen zu identifizieren und in all ihren medialen Facetten zeitlich und örtlich unabhängig für die Forschung zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren ermöglicht sie es, geographisch weit verstreute Sammlungen virtuell zusammenzuführen und damit sowohl Produktions-  und Distributionsprozesse als auch kulturelle Austausch- und Apropriationsprozesse nachvollziehbar zu machen. Die Einbettung in virtuelle Forschungsumgebungen erlaubt es darüber hinaus, neue Forschungsfragen zu generieren und diese auf der Grundlage einer Vielzahl von Quellen gleichzeitig zu bearbeiten.

Die digitale Verfügbarkeit der populärkulturellen Artikulationen aus verschiedenen Jahrhunderten führt gleichzeitig zu einer Revitalisierung der Produktion neuer Texte, Bilder und Vortragsformate, die sich am Vorbild der digitalisierten Objekte orientieren und die sich etwa in Chile auf die Lira Popular, in Mexiko auf die Drucke aus der Werkstatt von Antonio Vanegas Arroyo mit den epochemachenden Illustrationen von Manuel Manilla und José Guadalupe Posada und in Brasilien auf die ungebrochene Tradition der cordelistas beziehen.

Die Sektion fragt nach der Rolle und den Perspektiven der physischen und digitalen Archive für die interdisziplinäre internationale Forschung zu traditionellen multimedialen populären Literaturformaten und nach deren Einfluss auf die gegenwärtige Populärliteratur.

Die Arbeitssprache der Sektion ist Spanisch. Die Abstracts umfassen: Titel, Beschreibung max. 400 Wörter, Kurzbibliographie, 5 Keywords.

Kontakt:
Mariana Masera marianamasera(at)yahoo.com.mx
Ricarda Musser musser(at)iai.spk-berlin.de

Chicote, Gloria (2012): Romancero. Buenos Aires: Colihue.

Chicote, Gloria / Göbel, Barbara (eds.) (2017): Transiciones inciertas: archivos,

conocimientos y transformación digital en América Latina. Buenos Aires: Universidad Nacional de La Plata.

Masera, Mariana (ed.) (2014): Mapas del cielo y la tierra: espacio y territorio en la palabra oral. México D.F.: UNAM.

Müller, Christoph / Musser, Ricarda (eds.) (2018): De la pluma al internet: literaturas iberoamericanas en movimiento (siglos XIX – XXI). Medellín: EAFIT.

Gloria Chicote (Universidad Nacional de La Plata, Argentinien) & Susanne Klengel Freie Universität Berlín) & Christoph Müller (Iberoamerikanisches Institut Berlín)

In ihrer Abhandlung zur "postautonomen Literatur" stellte Josefina Ludmer (2010) zu Recht die anerkannte Autonomie der Literatur in Frage, die in Lateinamerika seit den neoliberal geprägten neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts zunehmend ungewiss ist. Literatur und Kultur als wichtige Faktoren der Reflexion und des sozialen Verständnisses – und damit der Konvivialität – haben sich in den letzten Jahrzehnten in Bezug auf ihr Selbstbild, ihre Modalitäten sowie ihre technologischen und materiellen Anforderungen deutlich verändert. Die Begriffspaare Autonomie/Postautonomie, Materialität/Virtualität, Symmetrie/Asymmetrie weisen auf Spannungen hin, welche die ästhetischen und ethischen Strategien der lateinamerikanischen literarischen und kulturellen Produktion in ihrer Reaktion auf die sozialen, politischen, technologischen und ökologischen Herausforderungen der letzten Zeit prägen.

Diese Prozesse reichen jedoch weiter zurück, weshalb sich die Arbeit dieser Sektion nicht nur auf das 21. Jahrhundert konzentriert, sondern auch frühere Perioden einbeziehen wird, in denen ähnliche zentrale Fragen bereits verhandelt wurden: Inwieweit verändert sich der intrinsische Eigenwert  von Literatur und Kultur angesichts der Transformation ihrer materiellen Träger (analog und digital) in den jeweiligen historischen und epistemischen Kontexten und wie kann dies beschrieben und analysiert werden? Inwiefern verstärkt sich oder reduziert sich dabei die Funktion von Literatur als Möglichkeit der kulturellen und sozialen Reflexion über Konvivialität, insbesondere in Kontexten tiefer sozialer Ungleichheit?

Vor diesem Hintergrund schlagen wir vor, in dieser Sektion z.B. die Transformationen zu analysieren, die der Digitalisierungsprozess nicht nur bei der Produktion, Verbreitung und Rezeption von Literatur, sondern auch bei der Kommerzialisierung von Kultur und Kunst mit sich bringt. Die Veränderungen bei den Informationsträgern führten auch zu veränderten Methoden und Techniken der Literaturanalyse, welche sich einerseits den Digital Humanities zuwandte und andererseits eine theoretische und praktische Debatte über Konzepte des philologischen close reading und des distant reading (Franco Moretti 2013) in Bezug auf die Big-Data-Analyse beförderte. Inwieweit beeinflussen solche Strategien und Kontroversen die klassische Wahrnehmung von Literatur und Kultur und deren soziale Rolle?

Angesichts der digitalen, aber auch analogen sowie digital/analogen Fortentwicklungen und Transformationen möchten wir die spanischsprachigen Literaturen anhand von zwei Fragenkomplexen untersuchen:

  1. Welche Aushandlungen, Veränderungen und Spannungsverhältnisse prägen die Prozesse der Produktion und Verbreitung spanischsprachiger literarischer Texte im 20. und 21. Jahrhundert, insbesondere in Hinblick auf ihre Materialität? Welche Wechselwirkungen mit den modernen Produktions- und Verbreitungsmitteln in materieller und virtueller Form entstehen dabei?
  2. Wie verändern sich die Themen und ihre literarische Behandlung in der hispanischen Welt hinsichtlich sozialer und politischer Agenden, etwa angesichts der aktuellen Bedeutung der ökologischen Frage? Inwieweit können literarische Positionen heute als "autonom" verstanden werden? Oder ist ihr postautonomer Status im Sinne von J. Ludmer irreversibel? Welchen Einfluss hat der künstlerische Aussageort in Hinblick auf das symbolische Kapital der Autorinnen und Autoren? In welcher Form können Asymmetrien und Ungleichheiten bei der Produktion, Rezeption und Verbreitung von physischen oder virtuellen künstlerischen Werken (bzw. auch Performances) artikuliert werden? Wie lassen sich künstlerische Positionen im und außerhalb des Internets und sozialer Netzwerke beschreiben?

In der Sektion wollen wir die Produktion, Rezeption und Verbreitung von kulturellen Repräsentationen und Performances in der Vielfalt ihrer Genres und Netzwerke (Literatur, Theater, Comic, Kino, Fotografie usw.) betrachten.

Die Sektion wird organisiert im Rahmen von Mecila - Maria Sibylla Merian International Centre for Advanced Studies in the Humanities and Social Sciences Conviviality-Inequality in Latin America, einem vom deutschen Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten internationalen Forschungskolleg (mecila.net).

Kontakt:
Christoph Müller mueller(at)iai.spk-berlin.de

Romana Radlwimmer (Universität Tübingen) & Susanne Grimaldi (Technische Universität Dresden)

Das Koloniale gehört seit der Frühen Neuzeit zu jenen Kategorien, die die Welt nachhaltig prägten. So entstandene Beziehungsgeflechte verwoben Topographien, Menschen, Ideen, Waren und Produktionsweisen nach den Gesetzen der Vermessung, Rentabilität und Distanzierung miteinander. Als Kolonialität bezeichnet Aníbal Quijano die bis in die Gegenwart andauernden Effekte des Kolonialismus. Dabei fungiert das Koloniale selbst als Klassifizierungsmodell, das als epistemologische Vereinheitlichungsstrategie dient und Wahrnehmungsmuster über transmediterrane, transatlantische und transpazifische Umwelten massiv steuert. Innerspanische Auseinandersetzungen über Humanitätsfragen (z. B. die Disputa de Valladolid) im 16. Jahrhundert, die bald zunehmende Zensur über das Koloniale und schließlich die nationale Wiederentdeckung von Chroniken im 19. Jahrhundert modifizierten den Informationsfluss ebenso wie die Archivierung von Reiserouten, Administration und Materialien, etwa im Archivo de Indias ab 1785. Heute spiegeln sich diese Veränderungen in der digitalen Zugänglichkeit von kolonialen Daten, ihrer zum Teil materiellen Aufbewahrung im globalen Norden und damit zusammenhängenden Überlegungen über neokoloniale Strukturen wider. Akteure kolonisierter Kontexte reagierten zu allen Zeiten auf europäische Einteilungskriterien und distanzierten sich mittels anti-, post- bis hin zu dekolonialen Praktiken von kolonisierenden Logiken.

Die Sektion ruft dazu auf, die Kategorie des Kolonialen aus verschiedenen historischen und gegenwärtigen Blickwinkeln, insbesondere aber in Bezug auf Vermessungen, Rentabilität und Distanzierungen neu zu betrachten. Vermessung vermag sich dabei in der Diskussion kolonialer Kartographierung und Taxonomien, Archivierung, Systemen des Aufschreibens, Abbildens und Einordnens äußern. Rentabilität kann sich auf die Datenaufbereitung und Datennutzung für als kolonial definierte Texte und Artefakte beziehen, oder auf imperiale, liberale und neoliberale Gewinnmaximierung, Ausbeutung und Sklaverei in alten und neuen Formen, sowie auf den Import von indigenem Wissen. Distanzierung mag Narrationen frühneuzeitlichen Expansionismus, Eroberung und Entdeckung, oder post-/dekoloniale Abgrenzung und Reinskriptions-Praktiken bezeichnen. Auf diese Weise werden folgende Untersuchungsfragen aufgeworfen: 

  • Wie haben Prozesse des Kolonialen und der Kolonialität neue (mediale) Umgebungen geschaffen?
  • Welche Vermessungen und Distanzierungen determinierten transmediterrane, transatlantische und transpazifische Beziehungen? 
  • Welche Reinskriptionen indigener Episteme und welche kolonialen Aneignungen fanden zu welchen Zeiten und Orten statt?
  • Wie wurde globales Wissen durch Kulturtransfer, Zirkulation und Übertragungsprozesse zwischen den Kontinenten generiert?
  • Welche medialen und kulturellen Techniken bildeten sich in Umgebungen des Kolonialen und der Kolonialität heraus?

Die Sektion ist in besonderem Maß an den Schnittstellen interessiert, die sich zwischen historischen und zeitgenössischen (post-/de-) kolonialen Prozessen, und der Zusammenführung ihrer Diskussion, ergeben. Sie widmet sich auch den Schnittstellen zwischen Nord-Süd- und Süd-Süd-Beziehungsgeflechten (wie Spaniens Kolonisierung Asiens über den Pazifik aus von der neuen Metropolis Mexiko aus) sowie zwischen Ökonomien der Kolonisierung und Kolonialität.

Abstracts in spanischer Sprache mit einem Umfang von maximal 400 Wörtern können bis zum 31. August 2020 hochgeladen werden. Bis zum 8. Oktober erfolgt die Bekanntgabe der angenommenen Beiträge.

Organisatorinnen der Sektion
Romana Radlwimmer / Universität Tübingen (romana.radlwimmer(at)uni-tuebingen.de)
Susanne Grimaldi / Technische Universität Dresden (susanne.ritschel(at)tu-dresden.de)

Verena Dolle (Gießen), Hanna Nohe (Bonn), Fredrik Olsson (Göteborg)

Zwei der wohl bekanntesten und ältesten literarischen Figuren der spanischsprachigen Welt sind soziale Randfiguren: Lazarillo de Tormes’ Handlungen sind durch seine sozioökonomische Marginalität gekennzeichnet und Don Quijotes verzerrte Selbstwahrnehmung als literarische Ritterfigur platziert ihn psychosozial am Rande der Gesellschaft. Zwar sind diese beiden Figuren gesellschaftlich marginalisiert und sehr mobil, doch bleiben sie fest im alten Zentrum der spanischsprachigen Welt verankert. Gut vierhundert Jahre später stellt sich die Frage, inwiefern durch Digitalisierung und Globalisierung der vergangenen Jahrzehnte dieses Zentrum und die einseitige Markierung als Alterität (Said 1978) aufgelöst werden und nicht nur plurizentrale, sondern vielmehr translokale (Appadurai 1996, Banerjee 2011, Brickell / Datta 2011, Avelino et al. 2020) Perspektiven entstehen, so dass subalterne Figuren aus dem Globalen Süden – verstanden als ehemalige Kolonien europäischer Imperialmächte und daher sozioökonomisch benachtiligt (Mignolo 2011) – nun als alternative Subjektivitäten stärker wahrgenommen werden, einerseits als Protagonist*innen innerhalb der literarischen Texte, andererseits aber auch als schreibende Subjekte und somit performative Akteur*innen. Die mit der europäischen Kolonialgeschichte, aktuellen Gewaltgeschichten und daraus resultierender Migration (z. B. Kolumbien, vgl. Giraldo 2008, Bermúdez 2014, Capote Díaz / Esteban 2017) zusammenhängende ökonomische und materielle, aber auch kulturelle Globalisierung ruft nicht nur geografische Bewegung von Menschen hervor (Carlier 2007, Baranyi 2014, Dolle 2020, González Ortega / Martínez García 2022), sondern ermöglicht auch durch die damit einhergehende Digitalisierung die Vernetzung von Gleichgesinnten, die in ihrem jeweiligen analogen sozialen Umfeld ansonsten Außenseiter*innen wären (Hunger / Kissau 2009, Borst / Gallo González 2019). Insofern entstehen neue Kollektive und Handlungsspielräume, durch die diese Subjekte sich dazu ermächtigt fühlen, selbst zu schreiben, alternative Subjektivitäten sicht- und hörbar zu machen und somit einem hegemonialen kulturellen Diskurs performativ entgegenzutreten.

Die Sektion widmet sich daher der literarischen Reinskription im Sinne einer Wiederaufnahme räumlich mobiler Randfiguren aus dem Globalen Süden nach Europa in einem Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung und fragt dabei danach, inwiefern sich diese Randfiguren eigenmächtig als translokale Akteure positionieren und in den Texten in ihrer eigenen Subjektivität ins Zentrum der Wahrnehmung rücken (Olsson 2016). Zu solchen gesellschaftlichen Randfiguren zählen queere Menschen (Takács 2015) ebenso wie Wohnungssuchende (Scharf 2008, Grammatico 2012/13), migrierende ebenso wie subalterne Subjekte der colonialidad (Quijano 2014). Als Gattungen eignen sich daher sämtliche Werke klassischer wie digitaler Literatur mit autobiographischem Gehalt, wie escrituras del yo, aber auch entsprechende Romane ebenso wie Blogs und Vlogs. Derartige translokale Perspektiven finden sich etwa in Sergio Galarzas Paseador de perros (2008), Santiago Gamboas Volver al oscuro valle (2016) oder Consuelo Triviño Anzolas Transterrados (2018).

Folgende Fragen etwa können in den Beiträgen in den Blick genommen werden:

  • Wie positionieren sich die Subjekte zu kultureller Hegemonie? Inwiefern stellen sie ihr eigene Subjektivitäten und Epistemologien entgegen? Inwiefern treten die Randfiguren tatsächlich ins Zentrum der Wahrnehmung, oder verbleiben sie durch marktstrategische Kategorien weiterhin marginalisiert und werden somit instrumentalisiert (vgl. etwa Huggan 2001, English 2005, Ponzanesi 2014, Nohe 2021)?
  • Inwiefern entsteht durch die soziale Ausgrenzung ein Gegendiskurs, der neue Pole von Identität und Alterität skizziert? Werden aufgrund von Ausgrenzungserfahrungen fluide identitäre Positionierungen vorgenommen oder wird vielmehr Stabilität in Form statischer Grenzziehungen gesucht?
  • Wie schlagen sich Außen- bzw. Gegenperspektiven auch narrativ und formal nieder? Finden sich Spuren der Marginalisierung in Form von unsicheren / verunsicherten Erzähler*innen oder subversiven Erzählverfahren, die narrative Autorität als Symbol hegemonialer Diskurse in Frage stellen oder unterminieren?

Post- und dekoloniale Ansätze zu alternativen Subjekten wie Hybridität und in-between (Bhabha), colonialidad (Quijano), paradigmas otros (Mignolo), epistemische Gewalt (Brunner), geographische, kulturelle und Gender-Grenzdiskurse (Anzaldúa) ebenso wie Konzepte des belonging (Yuval-Davis 2006; 2011, Espinoza Garrido / Koegler / Nyangulu / Stein 2020) können sich für die Analyse als aufschlussreich erweisen.

Sektionssprache: Spanisch

Kontakt: Verena.Dolle(at)romanistik.uni-giessen.de, hnohe(at)uni-bonn.de, fredrik.olsson(at)sprak.gu.se

Literaturverzeichnis

Anzaldúa, Gloria: Borderlands/La Frontera. The New Mestiza, San Francisco: aunt lute books 2012 [1987].

Appadurai, Arjun: Modernity at Large. Cultural Dimensions of Globalization, Minneapolis / London: University of Minnesota Press 1998 [1996] (Public Worlds, vol. 1).

Avelino, Flor, et al.: “Translocal empowerment in transformative social innovation networks”, European Planning Studies 28.5 (2020), pp. 955-977.

Banerjee, Subhabrata Bobby: “Voices of the governed: Towards a theory of the translocal”, Organization 18.3 (2011), pp. 323-344.

Baranyi, Emese Zsuzsanna: “Las tendencias migratorias entre América Latina y Europa durante las últimas dos décadas”, in: Belvedere Meridionale 26 (2014), pp. 98-102.

Bermúdez, Anastasia: “El vínculo de los estados con sus ciudadanos en el exterior: el caso de migrantes colombianos en Europa”, Naveg@mérica 13 (2014), pp. 1-20.

Bhabha, Homi K.: The Location of Culture. With a new preface by the author, London / New York: Routledge 2004 [1994] (Routledge Classics).

Borst, Julia / Gallo González, Danae: “Narrative Constructions of Online Imagined Afro-diasporic Communities in Spain and Portugal”, Open Cultural Studies 3.1 (2019), pp. 286-307.

Brickell, Katherine / Datta, Ayona (eds.): Translocal geographies, Farnham: Ashgate 2011.

Brunner, Claudia: Epistemische Gewalt. Wissen und Herrschaft in der kolonialen Moderne, Bielefeld: transcript 2020 (Edition Politik, vol. 94).

Capote Díaz, Virginia / Esteban, Ángel: Escribiendo la nación, habitando España: la     narrativa colombiana desde el prisma transatlántico, Madrid / Frankfurt am Main:            Iberoamericana / Vervuert 2017.

Carlier, Jean Yves: “La evolución de las políticas de migración entre América Latina y Europa”, in: Yépez del Castillo, Isabel und Gioconda Herrera (eds): Nuevas migraciones latinoamericanas a Europa: Balances y desafíos, Quito: FLACSO 2007, pp. 533-555.

Dolle, Verena (ed.): Un sueño europeo. Europa como destino anhelado de migración en la creación cultural latinoamericana (2001-2015), Madrid / Frankfurt: Iberoamericana / Vervuert 2020.

English, James F.: The Economy of Prestige. Prizes, Awards, and the Circulation of Cultural Value, Cambridge, MA / London: Harvard University Press 2005.

Espinoza Garrido, Felipe / Koegler, Caroline / Nyangulu,  Deborah / Stein, Mark U.: “Introduction: African European Studies as a Critique of Contingent Belonging”, in:  ibíd (eds.): Locating African European Studies: Interventions, Intersections, Conversations, London: Routledge 2020, pp. 1-28.

Giraldo, Luz Mary: En otro lugar: Migraciones y desplazamientos en la narrativa colombiana contemporánea, Bogotá: Pontificia Universidad Javeriana 2008.

González Ortega, Nelson / Martínez García, Ana Belén (eds.): Representing 21st-Century Migration in Europe. Performing Borders, Identities and Texts, New York / Oxford: Berghahn 2022.

Grammatico, Girolamo: “Putting it into words: from talking social to doing social”, Homeless in Europe (Winter 2012/2013), pp. 7-9.

Huggan, Graham: The Postcolonial Exotic. Marketing the margins, London / New York: Routledge 2001.

Hunger, Uwe und Kathrin Kissau (eds.): Internet und Migration. Theoretische Zugänge und empirische Befunde. Zur Funktion des Internet für die gesellschaftliche Partizipation von Migranten, Berlin: Springer 2009.

Mignolo, Walter D.: Historias locales / diseños globales. Colonialidad, conocimientos subalternos y pensamiento fronterizo, übers. v. Juanmari Madariaga and Cristina Vega Solís, Madrid: Akal 2011 [2003] (Cuestiones de antagonismo, vol. 18).

Nohe, Hanna: “Personnages doubles. Die Rolle des Verlegers in der transnationalen Interaktion zwischen Autor und Verlag”, in: Eibensteiner, Lukas / Kuschel, Daniela / Kiparski, Frederik / Bennedsen, Winnie / Märzhäuser, Christina (eds.): Interaktion(en) | Brüche, Spuren, Konstruktionen. Beiträge zum 34. Forum Junge Romanistik in Göttingen, München: Akademische Verlagsgemeinschaft München 2021 (FJR, vol. 25), pp. 79-91.

Olsson, Fredrik: “Me voy pal Norte”. La configuración del sujeto migrante en ocho novelas hispanoamericanas actuales (1992-2009), Madrid: Consejo Superior de Investigaciones Científicas, Diputación de Sevilla, Universidad de Sevilla 2016.

Ponzanesi, Sandra: The Postcolonial Cultural Industry. Icons, Markets, Mythologies, Basingstoke: Palgrave Macmillan 2014.

Quijano, Aníbal: “Colonialidad del poder, eurocentrismo y América Latina”, in: ibíd.: Cuestiones y horizontes. De la dependencia histórico-estructural a la colonialidad/descolonialidad del poder, Buenos Aires: CLACSO 2014 (Antologías), pp. 777-832.

Said, Edward: Orientalism, London: Routledge 1978.

Scharf, Inga: Nation and Identity in the New German Cinema: Homeless at Home, London: Routledge 2008.

Spivak, Gayatri Chakravorty: “Can the Subaltern Speak?”, in: Cary, Nelson/Grossberg, Lawrence (eds.): Marxism and the Interpretation of Culture. Urbana : University of Illinois Press 1988, pp. 271-313.

Takács, Judit: Homophobia and Genderphobia in the European Union: Policy contexts and empirical evidence, Stockholm: Sieps 2015.

Yuval-Davis, Nira: “Belonging and the politics of belonging”, Patterns of prejudice 40.3 (2006), pp. 197-214.

Yuval-Davis, Nira: The politics of belonging: Intersectional contestations, Los Angeles et al.: Sage 2011.

Rike Bolte (Barranquilla) & Hermann Doetsch (München) & Benjamin Loy (Wien) & Susanne Schlünder (Osnabrück)

Mit dem Anbruch des dritten Jahrzehnts des 21. Jahrhunderts legt eine Vielzahl an Faktoren den Verdacht nahe, dass die historische epistemologische und politische Trennung zwischen einer Welt des Menschen und einer Welt der Natur mehr als fragwürdig geworden ist. Als Begriff und/oder kulturelle Kategorie (Trischler), die sich auf eine neue geologische (und fundamental durch den menschlichen Einfluss auf die Ökosysteme geprägte) Epoche bezieht, bezeichnet das Anthropozän den Bruch mit der Vorstellung einer „Um-Welt“ als (materieller und ideeller) Sphäre, in der „wir uns der politischen, industriellen und ökonomischen Konsequenzen der menschlichen Existenz zu entledigen vermochten“ (Latour). Dies impliziert den Bruch mit einer Wahrnehmung der Welt und ihrer zentralen Institutionen, wie sie „unsere Idee der Moderne und die daraus abgeleiteten Bedeutungen“ (Chakrabarty) geprägt haben, sowie die Forderung nach neuen Formen eines Welt-Denkens ohne den bzw. jenseits des Menschen (Thacker). Angesichts der problematischen Persistenz westlich-anthropozentrischer Traditionen besteht das epistemische Desiderat für die nahe Zukunft darin, Wissensbestände zu kreieren, die jene neuen und unsicheren Grenzziehungen zu erfassen vermögen und zu einer Beschreibung und Analyse von Existenzweisen imstande sind, in denen sich geologische Phänomene und biologische Prozesse, chemische Reaktionen und technische Vorgänge sowie soziale Praktiken und ihre semiotischen Dimensionen ausagieren. Die Ausmaße des menschlichen Einflusses erfordern den Rückgriff auf neue Denkweisen des Lebens und der multiplen Realitäten, die gemeinsam das „System Erde“ bestimmen. 

Mit Blick auf die zahlreichen Ausbeutungs- und Kapitalisierungsprozesse, wie sie die Geschichte Lateinamerikas geprägt haben, bieten die Länder im südlichen Teil des Doppelkontinentes ökosystemische Szenarien, die paradigmatisch für die Analyse sozialer, ökonomischer, epistemologischer und technologischer Phänomene des „anthro-kapitalistischen Turns“ (Ulloa) gelten können. Seit der Eroberungs- und Kolonialzeit steht die lateinamerikanische Geschichte im Zeichen einer fortgesetzten Erfahrung von Prozessen der Extraktion, Ausbeutung und Auslöschung von Ökosystemen, die menschliche und nicht-menschliche Spezies gleichermaßen betreffen (Alimonda). Diese Prozesse haben ihrerseits eine lange Tradition an Diskursen, Imaginarien und ästhetischen Repräsentationen hervorgebracht, die die komplexen Relationen zwischen Mensch und Natur zu modellieren suchen. Im Rahmen spezifischer medialer und technischer Infrastrukturen konturieren diese Repräsentationen komplexe Netzwerke, innerhalb derer sich politische Handlungen, ökonomische Aktivitäten, ethische Reflexionen, Affektgeschichten und natürliche Prozesse miteinander verflechten. Von den Kolonialchroniken über die Literarisierungen des Extraktivismus von Rohstoffen in den sog. novelas de la selva, de la tierra oder del petróleo (Beckman), bis hin zu Kino, Fotografie und Literatur der Gegenwart (Andermann) haben die lateinamerikanischen Künste ein umfangreiches Archiv geschaffen, welches den Gegenstand unserer Sektionsarbeit darstellt.    

Die Sektion „Kontaminierte Existenzen: ökosystemische Szenarien und Interfaces des Anthropozäns in Lateinamerika“ möchte zu Beiträgen anregen, die sich den diversen Formen der Narrativierung, Visualisierung und Imagination ökosystemischer Szenarien in Lateinamerika in Zeiten des Anthropozän widmen. Mögliche Fragestellungen und Themen umfassen:

  • raum-zeitliche Konfigurationen und ihre ästhetischen Implikationen unter besonderer Bezugnahme auf die Verbindung zwischen Imaginarien der Landschaftszerstörung und Figuren des Spektralen oder des Ruinösen (Tsing et al.), kritische Formen der Zeitdarstellung wie die Trance (Andermann), komplexe Figurationen wie „Kosmogramme“ (Tresch) oder neue materialistische Perspektiven auf die Verbindungen von Menschlichem und Nicht-Menschlichen (Heise; Hoyos; Raj/Moore)
  •  (gegenwärtige wie vergangene) mediale Dimensionen der Repräsentation bestimmter Ökosysteme (Amazonas, Selva, Sierra, etc.) oder von Phänomenen des (Neo-)Extraktivismus (von Rohstoffen wie Kupfer, Kautschuk, Öl, Lithium, u.a.).   
  • historisch-epistemische Konfigurationen im Zusammenhang mit kolonialen Aneignungsprozessen (Nieto Olarte, Cañizares Esguerra)
  • die Verbindung zwischen Auslöschungsimaginationen und bestimmten Gattungen wie der Utopie oder der Dystopie (Heffes)
  • Darstellungen neuer Vergemeinschaftungsformen sowie des Zusammen- und Überlebens in der Zukunft (Horn)
  • Repräsentationen von Interdependenzbeziehungen zwischen Natur und Mensch in epistemischer (Haraway, Morton) und ästhetischer Hinsicht (z.B. Ästhetiken des Monströsen, des Cyber-Organischen, der Kontamination oder des Abfalls)
  • affektive Strategien anthropozänischen Erzählens (Melancholie, Sentimentalität, etc.) (Weik von Mossner) oder auch wissenschaftsbezogene Strategien (z.B. anthropozänische oder geo-spekulative Poesie)
  • politische Implikationen bestimmter Ästhetiken, die sich zwischen Rebellion und Autoritarismus (Purdy) verorten lassen oder auf neue Arten des Sprechens und des Verstehens von Subjekten (z.B. sujetos-pueblos, sujetos-ríos) und ihre jeweiligen Formen im Sinne einer „re-existencia“ rekurrieren (Machado Aráoz)
  • genderpolitische ethisch-ästhetische Dimensionen, wie sie etwa im Rahmen jüngster ökofeministischer Forderungen (LaDanta LasCanta) oder mit Blick auf die Morde an Öko-Aktivist*innen artikuliert wurden (Martínez-Alier et al.)

Vorschläge bitte auf Spanisch mit Titel und einem Abstract von max. 400 Wörtern einreichen.

Kontakt:
Benjamin Loy: benjamin.loy(at)univie.ac.at

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Ana I. Simón Alegre (Adelphi University, Nueva York)  & Catarina von Wedemeyer (Friedrich-Schiller Universität Jena)

Ziel dieses Panels ist es, darzustellen, wie Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts sowohl im persönlichen als auch im beruflichen Bereich ein internationales Profil gefördert und gepflegt haben. Dies wird deutlich aus der Lektüre ihrer Werke, aus persönlichen Dokumentationen und anderen Quellen, in denen die Autorinnen Spuren hinterlassen haben. Wenn diese Daten in die digitale Welt übertragen werden, fällt der globale Horizont auf, der diese Frauen vereinte.

Autorinnen wie Emilia Serrano, Concepción Gimeno de Flaquer oder Eva Canel reisten weit über den amerikanischen und den europäischen Kontinent und nutzten dabei ihre Netzwerke, die ihnen sowohl Arbeitsmöglichkeiten boten als auch Treffen mit anderen Frauen und Männern ermöglichten, die an der Verbreitung von Wissen, Kultur und Bildung auf globaler Ebene interessiert waren. Zu vielen Gelegenheiten verwandelten sich diese Autorinnen auch in Aktivistinnen: Sie publizierten und übersetzten sich gegenseitig, gründeten Mädchenschulen (Juana Manso de Noronha), kämpften für Frauenrechte und unterstützten den Abolitionismus (Carolina Coronado), engagierten sich für das Recht auf Arbeit (Clorinda Matto de Turner) und forderten das Recht auf Scheidung (Gertrudis Gómez de Avellaneda).

Das Hauptaugenmerk dieses Panels liegt auf den Schriftstellerinnen der spanischsprachigen Welt, die vielfältige Wege fanden um ihre Werke zu verbreiten, und selbst auf transatlantischen und afro-atlantischen Routen reisten. Die Teilnehmer*innen dieses Panels können sowohl die Spuren dieser Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts nachzeichnen, indem sie den Einfluss der internationalen Erfahrungen auf ihr Leben und ihre Arbeit hervorheben, als auch die Auswirkungen dieser Forschung auf die Lehre. Im Zusammenhang mit der Darstellung von empirischen Daten über diese Netzwerke in digitalen Karten, werden wir in diesem Panel außerdem darüber nachdenken, wie die Geisteswissenschaften durch diese Art von Ressourcen bereichert wird.

Das Panel wird auf Spanisch stattfinden. Alle Vortragenden verfügen über 15 Minuten für die Präsentation. Zur Teilnahme schicken Sie bis zum 31.08.2020 bitte eine Kurzfassung Ihrer Präsentation (max. 400 Worte), eine vorläufige Bibliographie (3 bis 5 Literaturhinweise nach MLA) sowie eine Kurzbiographie (ein Absatz) über die Plattform https://www.conftool.net/hispanistentag-2021/.

Wir möchten außerdem darauf hinweisen, dass wir die Teilnehmer*innen kurz vor Beginn des Seminars um einen Text von 2.000 Worten bitten werden. Auf diese Weise gewinnen die Diskussionen an akademischer Tiefe; zugleich können die Texte – sollten die Teilnehmer*innen sich dafür entscheiden – als Grundlage für eine Veröffentlichung in Form eines Sammelbandes dienen.

Kontakt:
Catarina von Wedemeyer: catarina.von.wedemeyer(at)uni-jena.de
Ana I. Simón Alegre: aisimon(at)adelphi.edu

Anne Kraume (Konstanz) & Miriam Lay Brander (Eichstätt) & Sergej Gordon (Konstanz)

Während die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Gattungsfragen und die Gattungstheorie in Europa eine lange Tradition haben, ist die Frage nach den literarischen und medialen Gattungen in Lateinamerika bisher erst selten aufgeworfen und behandelt worden. Im Anschluss an Bachtin haben Autoren wie Severo Sarduy (1969) oder Haroldo de Campos (1978) den hybriden Charakter lateinamerikanischer Gattungen hervorgehoben, die sich angesichts des Einflusses der Massenmedien laut Campos in einem „processo de destruição” (286) befänden. Jüngere Arbeiten haben die Gattungen in Lateinamerika als Gegenstand der Literaturkritik behandelt (Gomes 1999) oder neuere Entwicklungen und Veränderungen von bestimmten Gattungen untersucht. Catalina Quesada (2015) zufolge entstehen zum Beispiel Gattungen wie die „narconovela“, das „narcodrama“ oder die „novela sicaresca“ im Umfeld der neoliberalen Kriminalität in Kolumbien und Mexiko und reagieren somit auf die aus der Globalisierung resultierenden komplexen gesellschaftlichen Probleme.

Ausgehend von dieser Beobachtung verstehen wir die literarischen und medialen Gattungen nicht als festgefügte Einheiten, sondern als Konstrukte, die aus dem Zusammenwirken nicht allein von verschiedenen auktorialen, materiellen und verlegerischen Faktoren, sondern auch und vor allem unter bestimmten soziokulturellen Bedingungen heraus entstehen (Rossi). So ist das derzeitige Gattungssystem in Lateinamerika einerseits das Ergebnis der Transkulturationen, Hybridisierungen und vielfältigen Wissensordnungen, die seit der Kolonialzeit entstanden sind und die sich bis heute weiterentwickeln. Andererseits resultiert es aus bestimmten politischen Ereignissen oder gesellschaftlichen Umständen, die den amerikanischen Kontinent und seine Länder und Regionen in besonderer Weise geprägt haben. Für das 21. Jahrhundert gilt es schließlich, auch die digitalen Medien, welche die Verbreitung von ‚alten‘ und die Entstehung von ‚neuen‘ Gattungen begünstigen, in die Überlegungen mit einzubeziehen.

Vor diesem Hintergrund ist es Ziel unserer Sektion, ein Korpus auszuloten, das sowohl längst etablierte Gattungen wie z.B. den Aphorismus, den Essay oder auch das testimonio als auch neuere Gattungen und sich noch entwickelnde Gattungen wie den Videoclip oder das Meme umfasst. In beiden Fällen gilt es den soziokulturellen Entstehungskontext dieser Gattungen zu untersuchen. Wenn etwa der in Lateinamerika in besonderem Maße ausgeprägte Essay in Verbindung mit ideengeschichtlichen und Identitätsfragen zu betrachten ist (vgl. Weinberg 2014) oder sich das testimonio als unverzichtbare Darstellungsform für die Herausbildung eines nationalen oder kontinentalen Gedächtnisses herauskristallisiert, dann gibt diese Verschränkung einer Gattung mit ihrem politischen, sozialen und kulturellen Umfeld bereits einige der Stoßrichtungen vor, denen wir in unserer Sektion folgen möchten.

Auf dieser Grundlage lassen sich unter anderem die folgenden Fragen stellen:

  • Durch welche historischen und politischen Prozesse wurden Gattungen in Lateinamerika geformt?
  • Warum haben bestimmte Gattungen wie der Essay, das testimonio oder der microrrelato in Lateinamerika mehr Erfolg als in anderen Teilen der Welt? Und warum haben umgekehrt andere Gattungen wie etwa die Autobiographie in Lateinamerika kaum wirklich Fuß fassen können?
  • Lässt sich im Falle der in Lateinamerika ‘erfolgreichen Gattungen’ überhaupt von Gattungen sprechen? Oder handelt es sich nicht vielmehr um Textsorten, diskursive Formen oder Textphänomene?
  • Welches sind mögliche Regeln oder ‚Gesetze‘, denen literarische und Mediengattungen in Lateinamerika folgen?
  • Inwiefern haben amerindische oder afrikanische Diskursformen die Emergenz und Transformation von Gattungen in Lateinamerika beeinflusst? Worin besteht der Beitrag von Kulturvermittlern (gebildete Indigene in der Kolonialzeit, Ethnographen, Missionare, etc.) zur Entwicklung bestimmter Gattungen?
  • Inwieweit prägen und verändern digitale Technologien das lateinamerikanische Gattungssystem?

Abstracts: auf Spanisch, max. 400 Wörter

Kontakt:
Anne Kraume (Universität Konstanz, anne.kraume(at)uni-konstanz.de)
Miriam Lay Brander (Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, miriam.lay-brander(at)ku.de)

Adam, Jean-Michel y Ute Heidmann: « Six propositions pour l’étude de la généricité » La Licorne 79 (2006): 21–34.

– « Des genres à la généricité » Langages 153/156 (2004): 62–72.

Campos, Haroldo de: « Ruptura dos gêneros na literatura latino-americana ». América Latina em sua literatura. Ed. César Fernández Moreno. São Paulo: Perspectiva, 1978. 281–305.

Fowler, Alastair: Kinds of Literature: An Introduction to the Theory of Genres and Modes. Oxford: Clarendon, 2001 [1982].

Gomes, Miguel: Los géneros literarios en Hispanoamérica: teoría e historia. Pamlona: EUNSA, 1999.

García Berrio, Antonio, and Javier Huerta Calvo: Los géneros literarios: sistema e historia. Madrid: Cátedra, 1992.

Lay Brander, Miriam (ed.): Genre and Globalization. Transformation des genres dans des contextes (post-)coloniaux / Transformación de géneros en contextos (post-)coloniales. Hildesheim; Zürich; New York: Olms 2017.

Pizarro Cortés, Carolina y José Santos Herceg: « El campo testimonial chileno: una mirada de conjunto ». Altre Modernità/Otras modernidades/Autres modernités/Other modernities. Dossier Chile – A la sombra de la catástrofe. Nuevas miradas sobre el testimonio chileno (2019): 246–267.

Quesada Gómez, Catalina: Adaptaciones, evoluciones y mutaciones histórico-culturales: sobre los géneros literarios en Hispanoamérica en la era global. Separata de “Hispanófila” 173. University of Miami, 2015.

Rossi, Alessandro: Pages arrachées. Séparation, mouvement et mise en relation dans le réseau des nouvelles subsahariennes de langue française (1990–2015), Trier: WVT, 2019.

Sarduy, Severo: Ensayos generales sobre el Barroco. México: Fondo de Cultura Económica, 1987 [1969].

Weinberg, Liliana: El ensayo en busca del sentido. Madrid–Frankfurt am Main: Iberoamericana-Vervuert, 2014.

Simon Kroll (Wien), Clara Monzó (Valencia), Fernando Sanz Lázaro (Wien)

Digitale Methoden in den Geisteswissenschaften haben an vielen Stellen neue Berührungspunkte zwischen Linguistik und Literaturwissenschaft hervorgebracht und führen so in gewisser Hinsicht die Stilistik von Leo Spitzer unter anderen Vorzeichen weiter. Stilometrische Analysen mit Stylo (R), aber auch statistische Untersuchungen bestimmter Reimschemata und Rhythmen sowie topic-modelling und Netzwerkanalysen, haben in den letzten Jahren neue Perspektiven in der Literaturwissenschaft aufzeigen können. Diese digitalen Methoden vermögen weit mehr als Autorschaftsfragen zu klären: So lassen sich beispielsweise Unterschiede zwischen literarischen Genres über das Zählen der häufigsten Wörter, über statistische Auswertung rhythmischer Patterns oder über Netzwerkanalysen der involvierten Charaktere darstellen. Auch die Beziehungen zwischen Klang, Bedeutung und Emotion werden zum Teil neudefiniert.

Diese Forschungsansätze zeigen die Wichtigkeit der Kontexte und Umwelten einzelner Wörter, Rhythmen, Charakteren oder ganzer Texte auf und eröffnen auf diese Weise völlig neue Möglichkeiten der formalen Analyse literarischer und insbesondere theatraler Texte. Zieht man darüber hinaus Methoden des supervised machine learning hinzu, können diese noch einmal an Schärfe und Aussagekraft gewinnen und so zu sehr wertvollen Analyseinstrumenten auch einzelner Passagen werden. Das digitale distant reading kann also durchaus wieder in einem sehr genauen close reading münden.

Diese Sektion setzt sich daher zum Ziel, ein möglichst breites Spektrum unterschiedlicher digitaler Methoden zusammenzuführen, um so die neuen Wege der Hispanistik mitzugestalten. In diesem Sinne möchten wir Vorträge zu den folgenden Themenschwerpunkten epochenübergreifend zusammentragen:

  • neue Programme (Python, Julia oder andere) zur automatisierten Versanalyse
  • Topic-modelling und sentiment analysis
  • Netzwerkanalysen (z. B. mit QuadramA)
  • Corpora-Pflege, -Auszeichnung und -Erstellung (XML-TEI und andere Markup-Sprachen)
  • Lexikale Stylometrie mit R (stylo)
  • Literarische Analysen mit supervised und unsupervised machine learning
  • Theoretische Grundlagen der Digital Humanities

Kontakt: simon.kroll(at)univie.ac.at

Schnittstelle Literatur-, Kultur- & Sprachwissenschaft

Marília Jöhnk (Goethe Universität Frankfurt) & Elena von Ohlen (Humboldt-Universität zu Berlin)

Die transversale Sektion fragt nach wiedererkennbaren Mustern in der Verflechtung autochthoner und spanischer Traditionen in sprachlichen, literarischen, kulturellen und sozialen Artefakten der lateinamerikanischen Gegenwart. Die Linguistik hat dafür in den letzten Dekaden verschiedene mehr oder weniger explizite Vorschläge gemacht, die einerseits die Transferenz von Elementen und Regeln zwischen prinzipiell als unabhängig angenommenen Systemen (Thomason & Kaufman 1988, Coetsem 1988, Muysken 2010), andererseits die expressive Ausschöpfung mehrsprachiger feature pools erfassen sollen (Mufwene 2001, Otheguy, García & Reid 2015). Wir gehen davon aus, dass prinzipiell alle kulturellen Artefakte einschließlich sozialer Organisationsformen solche polygenen Muster zur Herstellung von Bedeutung nutzen und wollen sie in unserer Sektion thematisieren, beispielhaft analysieren und nach der Vergleichbarkeit ihrer strukturellen Anlagen fragen. Gleichzeitig wollen wir mit unserer Sektion einen Beitrag zur diskursiven Profilierung autochthoner Kulturen in Zeiten ihrer Bedrohung leisten. 

Die Sektion ist auf Mexiko und die andine Region fokussiert und setzt in der Gegenwart an, interessiert sich jedoch ebenso für historische Perspektiven auf andere Epochen. Während sich Schriftsteller*innen wie Miguel Ángel Asturias oder Gabriela Mistral bereits im frühen 20. Jahrhundert dem autochthonen Lateinamerika zuwandten und die Bewegung des Indigenismo sich über den ganzen Kontinent verbreitete, setzt die Sektion den Fokus auf eine Gegenwart, die ohne Reproduktion essentialistischer Vorstellungen über autochthone Kulturen auskommen soll. Wir spüren aktuellen kulturellen Phänomenen nach, welche die Mehrsprachigkeit und die sich daraus ergebenden Verflechtungen in ihren unterschiedlichen Ausdrucksformen – als Beispiel sei das Werk der Mapuche-Dichterinnen Daniela Catrileo und Liliana Ancalao genannt, aber auch der öffentliche Diskurs indigener Aktivist*innen, die Jugendsprache in barrios populares, Musikformen oder soziale Organisationsstrukturen– als eine politische Kategorie verstehen und sich auf diese Weise maßgeblich in die lateinamerikanische Aktualität einschreiben. Davon ausgehend fragt die Sektion nach der Entstehung, Funktion und Ästhetik dieser neuen (Literatur-)sprachen.

Die Sektion zielt darauf ab, durch die interdisziplinäre Forschung zu den verschiedenen Ausprägungen der Mehrsprachigkeit einen umfassenderen Blick auf die lateinamerikanische Gegenwart zu eröffnen. Damit einher geht der Anspruch, das historisch nicht Europäische in der zeitgenössischen Wahrnehmung und Wissenschaft sichtbarer zu machen, ohne hierbei Aneignungsprozesse anzustoßen und binäres Denken zu reproduzieren.

Folgende Fragestellungen leiten den Kern der Sektionsarbeit:

  • Inwiefern sind Erkenntnisse der linguistischen Mehrsprachigkeitsforschung auch für die Literaturwissenschaft fruchtbar? Wie kann andererseits literarische Mehrsprachigkeit Gegenstand linguistischer Analysen sein?
  • Inwiefern finden empirische Methoden, etwa die Feldforschung, in künstlerischen Schaffensprozessen Anwendung?
  • Wie schreiben sich verschiedene Kosmogonien und Wissen in die spanischsprachige Literatur ein? Wie wird dieses Wissen in der Literatur sichtbar gemacht und inwiefern stehen solche Ansätze im Dialog zu postkolonialen Theorien?
  • Wie werden Formen, Textsorten, Grammatik und poetische Verfahren autochthoner Sprachen und Kulturen sozioindexikalisch und literarisch rezipiert? Entwickeln sich innovative literarische Formen und werden diese umfassend rezipiert? Welche Bedeutung spielt gerade Oralität und die auditive Wahrnehmung für das Schreiben?
  • Welche Rolle spielen die unterschiedlichen Formen tradierten Wissens in Bezug auf Medizin, gesellschaftliche Organisationsformen, Ökonomie und Ökologie in kulturellen Manifestationen der mehrsprachigen Gesellschaft?

Bitte reichen Sie Ihr Abstract auf Spanisch und mit einem Umfang von max. 400 Wörtern ein.

Kontakt:

Marília Jöhnk (Goethe Universität Frankfurt): kontakt(at)marilia-joehnk.de
Elena von Ohlen (Freie Universität Berlin): elena.vonohlen(at)fu-berlin.de

Boone, Elizabeth Hill u. Walter D. Mignolo (Hrsg.): Writing without Words. Alternative Literacies in Mesoamerica and the Andes. Durham: Duke University Press 2004.

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Thomason, Sarah Grey u. Kaufman, Terrence: Language Contact, Creolization, and Genetic Linguistic. Berkeley u.a.: UC Press 1988.

Sprachwissenschaft

Leonardo Cerno (CONICET) & Hans-Jörg Döhla (Tübingen) & Miguel Gutiérrez Maté (Augsburg) & Robert Hesselbach (Erlangen) & Joachim Steffen (Augsburg)

Das Studium der Verbindung zwischen Sprache und der Umwelt, in der sie sich entwickelt, besonders aber das Studium des Kontakts zwischen zwei oder mehr Sprachen in einem gegebenen Varietätenraum, bilden das Kerninteresse der sog. Sprachökologie oder Ökolinguistik (innerhalb derer es wiederum unterschiedliche, z.T. gegensätzliche Betrachtungs- und Herangehensweisen gibt: siehe einerseits Mühlhäusler 1996 und andererseits Mufwene 2001). Dementsprechend wird innerhalb dieser Ansätze der Frage nachgegangen, auf welche Weise soziopolitische, demographische, attitüdinale, historische sowie weitere Faktoren die möglichen Ergebnisse des Sprachkontakts (Eigenständigkeit der koexistierenden Sprachen, Sprachwechsel, Hybridisierung, Kreolisierung, etc.) prägen.

Besondere Aufmerksamkeit haben dabei diejenigen Fälle erfahren, in denen der Kontakt zur Herausbildung neuer Sprachen – die sich, in Coserianischer Terminologie, außerhalb der Varietätenarchitektur der beteiligten Sprachen befinden – geführt hat und welche grundsätzlich zu zwei unterschiedlichen Typen gehören: Mischsprachen (mixed languages) und Kreolsprachen. Nach Thomason (2001: 158) gehen die ersteren aus einer intensiven Zweisprachigkeitssituation hervor, die zu einer massiven Übernahme von Entlehnungen führt. Das Ergebnis ist eine Varietät, welche die Grammatik der einen Sprache mit dem Lexikon der anderen kombiniert. Kreolsprachen hingegen resultieren aus Prozessen von shift-induced interference, bei denen die ursprüngliche(n) L1 der „kreolisierenden“ Sprecher (Substrat) entscheidend den Erwerb einer anderen Sprache (Superstrat) beeinflusst(/en) – wobei auch sprachliche Universalien eine Rolle im Erwerbsprozess spielen (Neumann-Holzschuh / Schneider 2000: 1).

Eine der wohl größten Herausforderung bei der Erforschung dieser Varietäten stellt die konzeptuelle Abgrenzung von anderen Varietäten der ursprünglichen Sprachen sowie zwischen verschiedenen Kontaktmechanismen dar: erstens die Grenzen zwischen Mischsprachen und anderen Entlehnungsprozessen (in diesem Zusammenhang sei auf die partielle „Romanisierung“ zahlreicher indigener amerikanischer, afrikanischer und asiatischer Sprachen als Resultat der europäischen Kolonialisierung verwiesen: Stolz 2008); zweitens zwischen der Herausbildung von Mischsprachen und dem allgemeineren Prozess der Relexifizierung, den Lefebvre (1986) als fundamentalen Mechanismus der Kreolisierung bezeichnet hat; drittens zwischen Kreolsprachen und partially restructured varieties (Holm 2004), die ebenfalls – wenn auch in Form und Umfang unterschieden von Kreolsprachen – Merkmale der Substratsprachen sowie mutmaßlich universeller Simplifizierungen aufweisen; und schließlich viertens zwischen letzteren und den akrolektalen Varietäten einer jeweiligen kreolsprachlichen Sprachgemeinschaft (im Gegensatz zu den basilektalen Varietäten, die  genuin kreolisiert sind: DeCamp 1971).

In methodologischer Hinsicht stellt die Zusammenstellung und systematische Auswertung von Korpora, die auf Fragestellungen in der Kontaktlinguistik sowie Kreolistik ausgerichtet sind, eine weitere bedeutende Herausforderung dar. Eine mögliche Ursache hierfür ist, dass Kontaktphänomene und basilektale kreolische Sprachstrukturen vor allem im mündlichen Diskurs vorkommen und varietäten-, sprachkontakt- und kreolspezifische Korpora noch immer als Desideratum für digital ausgerichtete Forschungsansätze angesehen werden müssen. Auch wenn Sprachdaten, die für Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit charakteristisch sind (z.B. zur Erforschung von Code-Switching in mündlichen und schriftlichen Texten) digital erfasst werden können, kann die Analyse bisher weder der Gesamtheit der Voraussetzungen dieser Art von Diskursen noch der Komplexität der möglichen Sprechsituationen gerecht werden. So setzt das gezielte Tagging eines Datensatzes dessen (interpretatorische) Analyse schon voraus. Eine ähnliche Situation ist bei der Erforschung von Kreolsprachen, die sich durch ihre besondere soziolinguistische Stellung in steten Sprachkontaktsituationen von idio- und soziolektaler Prägung befinden, zu verzeichnen. Probleme der schriftlichen Fixierung von Kreolsprachen werden umso deutlicher, wenn sie systematisch schriftlich festgehalten werden sollen und in diesem Zusammenhang viele Fragen bezüglich des zu verwendenden Alphabets oder der Orthographie auftreten, was sich wiederum auf die Erstellung der digitalen Korpora und deren Verwendbarkeit auswirkt (s. ELAR und Kodrah Kristang Online Dictionary). In letzterem stellt u.a. die Vereinheitlichung der verschiedenen Schreibweisen der Kristangwörter eine Schwierigkeit dar: so findet man bei to want z.B. lediglich kereh, während aber ebenfalls die Schreibweisen keré, kere, kerey, quere, querer, kerek etc. kursieren. Auf der anderen Seite können auf Kreolisch verfasste Chats, die keiner institutionellen Norm unterstehen, eine wertvolle Quelle innersprachlicher Variation und soziolinguistischer Tendenzen darstellen (siehe Zamboanga de Antes bei Facebook: Tobar 2016).

Das Interesse an diesen neuen Sprachen hat einen klaren Vorläufer und Wegbereiter in der Person des Romanisten und Sprachwissenschaftlers Hugo Schuchardt (1842-1927). Zum einen war dieser stets an den semantischen und grammatischen Ursachen interessiert, welche dazu führen, dass einige Elemente eher für die Entlehnung geeignet sind als andere (was Matras 2007 und Haspelmath 2008 unlängst unter dem Begriff (grammatical und lexical) borrowability modelliert haben), und hat sich auch mit lexikalischen Entlehnungen europäischer Sprachen in die Morphologie außereuropäischer Sprachen befasst (Schuchardt 1888: 248-249). Er hat sogar Aufzeichnungen zu Mischsprachen gesammelt und ausgewertet (zum Beispiel zu einem luso-angolanischen Mestiço, welches portugiesische Lexik mit der Grammatik und Phonologie des Kimbundu zu kombinieren schien: “palavras portuguezas accomodadas ao genio do bundo”; 1888: 249). Zum anderen war dieser Autor der erste große Spezialist für Kreolsprachen: über deren Ursprung äußerte er die Hypothese, die heutzutage für den Großteil der Kreolsprachen nach wie vor gilt (mit Ausnahme der “two-languages Creoles”; Thomason 2001: 160-161), dass diese aus der Notwendigkeit zur Kommunikation zwischen Ethnien verschiedener L1 entspringt, die vom afrikanischen Festland in die Sklaverei verschleppt worden waren (1888: 242); zudem stellt er eine konzeptuelle Abgrenzung zwischen einer Kreolsprache und einem Jargon fest – äquivalent zum heutigen Begriff Pidgin – welchen er als Ursprung der ersteren ansieht (“das Kreolische im Keim”; 1888: 251) (mithin eine Art genetisches Verhältnis “pidgin > Kreol”, welches ebenfalls weiterhin als gültig angesehen wird für die Beschreibung vieler Kreolsprachen und welches auf mehrere unterschiedliche Weisen modelliert worden ist, die wohl kontroverseste davon vertreten von Bickerton 1981). Außerdem grenzt er das Kreolische vom Halbkreolischen ab (1889: 480) – was den akrolektalen Varietäten kreolsprachiger Gemeinschaften entspricht.

In diesem Rahmen halten wir einen Dialog zwischen den Thesen Schuchardts und den Interessen der gegenwärtigen Kontaktlinguistik für notwendig, um die aufgeworfenen Fragen im Kontext der Hispanistik zu reflektieren und zu aktualisieren, da sie hier im Vergleich zu anderen philologischen Traditionen bisher nicht ausreichend behandelt worden sind. In unserer Sektion erwarten wir Beiträge zu neuen Varietäten auf der Basis von (lexikalischem und grammatischem) hispanischem Sprachmaterial, sowohl zu Mischsprachen (wie z.B. zur ecuadorianischen Media Lengua), zu teilweise hispanisierten Varietäten (Chamorro, Jopara, etc.) sowie zu Kreolsprachen (wie Chabacano, Palenquero und, bis zu einem gewissen Grad, Papiamentu) und teilweise restrukturierten Varietäten (z.B. Afrobolivianisch und andere afroiberoamerikanische Varietäten). Wir möchten auf methodologische Probleme eingehen, weshalb Beiträge besonders willkommen sind, die sich mit der Anwendung der in den Digital Humanities entwickelten Technologien auf die bereits erstellten bzw. noch zu erstellenden Korpora dieser Varietäten befassen. Ferner möchten wir anhand empirischer Daten die konzeptuellen Grenzen zwischen den oben genannten Kategorien diskutieren sowie die ökolinguistischen Bedingungen, die zu dem einen oder anderen Ergebnis führen. Darüber hinaus beabsichtigen wir, ökolinguistische Postulate mit theoretisch-prädizierendem Potenzial zu entwickeln, indem wir die Gültigkeit von Aussagen wie etwa derjenigen von Zimmermann (1995: 26) über die Korrelation des Kontakts Spanisch/amerindische Sprachen diskutieren, die er bestimmt als „una relación causal donde los efectos de las lenguas amerindias sobre el español resultan poco fuertes precisamente porque los efectos del castellano sobre los idiomas indígenas son tan profundos”.

Envío de resúmenes: límite de 400 palabras

Kontakt: 
Miguel Gutiérrez Maté miguel.gutierrez.mate(at)philhist.uni-augsburg.de
Robert Hesselbach robert.hesselbach(at)fau.de

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Schuchardt, Hugo. 1889. Beiträge zur Kenntnis des kreolischen Romanisch V. Allgemeineres über das Indo-Portugiesische (Asioportugiesische). In: Zeitschrift fur romanische Philologie 13, 476-516.

Stolz, Thomas. 2008. Romancisation worldwide. York. In T. Stolz D. Bakker & R. Salas Palomo (eds.), Aspects of language contact: New theoretical, methodological and empirical findings with special focus on romancisation processes. Berlin & New York: Mouton de Gruyter

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Thomason, Sarah G. 2001. Language Contact. An Introduction. Edinburgh University Press.

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Concepción Company Company (UNAM) & Virginia Bertolotti (Montevideo)

Das Aufkommen einer beachtlichen Anzahl an digitalen historischen Korpora des Spanischen in den letzten 30 Jahren (corde, crea, charta, cordiam, codea, biblias), sowie der Aufbau und die bevorstehende Veröffentlichung von neuen Korpora (Corpus del Español del Antiguo Reino de Granada y Corpus Histórico del Español de Canarias), zieht weitreichendere Folgen als eine bloßen Digitalisierung der Hispanistik nach sich. Vieles wurde grundlegend verbessert oder überhaupt erst machbar, so beispielsweise die Möglichkeit, fundierte und tragfähige Generalisierungen zur spanischen Sprachgeschichte zu treffen, interne und externe Sprachgeschichte erklärend miteinander zu verbinden, dialektale Evidenzen für allgemeine Erklärungen zu Sprachwandel zu berücksichtigen oder diachrone Veränderungen der spanischen Sprache –auf allen Analyseebenen– in allgemeine Sprachwandeltheorien und -dynamiken zu integrieren.

Es scheint nun der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein, drei Fragestellungen abzuwägen: a) ist ein Kurswechsel in Richtung eines breiteren Austausches zwischen bereits bestehenden Korpora möglich, sodass die Forschungsgemeinschaft mehr Nutzen aus den bereits geschaffenen Ressourcen ziehen kann? b) in welche features und Leistungen sollte investiert werden? c) wie stark sollten sich Design und Datenauswahl von historischen Korpora an möglichen Anwendungen und Nutzungen durch andere Disziplinen orientieren?

In Hinblick auf die Erstellung und Auswertung von Korpora gibt es eine Reihe an wünschenswerten Merkmalen, welche aktuelle elektronische historische Korpora noch nicht erfüllen. Erstens wären aus informationstechnischer Sicht beispielsweise folgende Herausforderungen zu nennen: a) vollständige und korrekte Lemmatisierung aller spanischen Varietäten und historischen Sprachstufen; b) Koppelung des Faksimiles an die Suchergebnisse, sodass das Korpus die Anfrage sowohl zum Faksimile als auch parallel zur Transkription leitet; c) Zusammenschluss ähnlicher Korpora zu einem umfassenden Korpus, beispielsweise ein Corpus del Español Atlántico, welches aber die zugrundeliegende informationstechnologische Aufbereitung der einzelnen Korpora berücksichtigt; e) die Möglichkeit, ausgehend von einem verwendeten Korpus mit anderen Korpora zu interagieren; f) Verbesserungen der Suchfunktionen; g) Verfeinerung der Annotationen.

Zweitens soll aus linguistischer Sicht überlegt werden, a) welche Korpusarchitektur wünschenswert wäre, um bessere und gesicherte sprachwissenschaftliche Generalisierungen treffen zu können; b) welche Informationen und Daten zugänglich sein sollten, um interne und externe Sprachgeschichte besser verbinden und zur Erklärung von Sprachwandel heranziehen zu können; c) welche Textsorten (literarisch, nicht-literarisch, wissenschaftliche Zweitschriften…) ein Korpus inkludieren sollte; d) inwiefern streng genommen nicht sprachwissenschaftliche oder philologische Disziplinen beim Aufbau digitaler historischer Korpora berücksichtigt werden sollten.

Die Sektion richtet sich an all jene, die an historischer Korpuslinguistik des Spanischen interessiert sind. Vorträge können entweder explizit eine der genannten oder andere relevante Fragestellungen reflektieren, beispielsweise anhand eines konkreten Korpus. Andererseits begrüßen wir Einreichungen zu Fallstudien, die auf spanischen diachronen oder historischen Korpora basieren und diese kritisch evaluieren.

Gael Vaamonde (Universität Granada) & Rocío Díaz Bravo (Universität Granada) & Werner Stangl (Universiät Yale)

Das digitale Zeitalter prägt zweifellos alle Disziplinen, auch die spanische Sprachgeschichte. Es gibt eine stetig wachsende Zahl von Projekten, die mit neuen Methoden und digitalen Werkzeugen historische Daten zur spanischen Sprache erheben, verarbeiten und analysieren. Als wichtiges  Beispiel ist Transcribe Estoria (Ward, Duxfield und Pichel 2019) zu nennen, ein Pionierprojekt im Feld der Hispanistik zur Schaffung einer digitalen Edition mit Hilfe von crowdsourcing; hinzu kommen Onlineplattformen zur Schaffung von XML-TEI codierten Textkorpora wie  TEITOK (Janssen 2014), außerdem maßgeschneiderte Werkzeuge zur Annotation und Lemmatisierung alter und neuer spanischer Texte wie FreeLing (Padró und Stalinovsky 2012), digitale Editionen historischer Texte wie 7 Partidas Digital (Fradejas Rueda 2017) oder Lozana Digital (Díaz-Bravo und Vaamonde 2019), historische Onlinewörterbücher wie das DHJE: Diccionario Histórico de Judeoespañol (García Moreno 2013-), digitale Bibliotheken wie la DLoST: Digital Library of Old Spanish Texts (Gago Jover), sowie diachrone Onlinekorpora.

Das Aufkommen der großen diachronen Korpora für die spanische Sprache, wie CORDE oder das Corpus del Español, haben durch das freie Zur-Verfügen-Stellen einer großen Menge von Daten bis zu jenem Zeitpunkt unvorstellbare Möglichkeiten zur Erforschung der spanischen Sprachgeschichte eröffnet. Zwei Jahrzehnte nach dem Start dieser Korpora, auf deren Basis große Ergebnisse erzielt wurden und die nach wie vor wirksam sind, tauchen im Umfeld der Hispanistik immer mehr spezialisierte Korpora auf, die – um den Preis einer Reduktion des bearbeitbaren Volumens – einen qualitativen Sprung im Vergleich zu den großen Referenzkorpora ermöglicht haben. Unter diesen möchten wir P.S. Post Scriptum (CLUL 2014), hervorheben, dessen Model in ODE: Oralia Diacrónica del Español (Calderón und García-Godoy 2010-2019) fortgeführt wurde. Beide Projekte wurden im Rahmen der Plattform TEITOK entwickelt, die speziell dazu entwickelt wurde, um die Schaffung Korpora zu ermöglichen, in denen Textauszeichnung und linguistische Annotation simultan gelingen können. Die Plattform ermöglicht den Einsatz von erprobten Auszeichnungssprachen und Standards wie XML-TEI für digitale Editionen, EAGLES für morphosyntaktische Annotation oder CQP für die Suche und Ausgabe von Information – fundamentale Voraussetzungen für die Nachhaltigkeit, Kompatibilität und Integration von Ressourcen. Der aus dem Werkzeugs erwachsende Nutzen hat sich auch am Beispiel von Cartas de Ultramar a España (Stangl 2013) gezeigt, einer zunächst unabhängig entstandenen Briefedition, die dank TEI-Konformität mit geringem Aufwand in TEITOK überführt werden konnte, wo eine Anreicherung der Information mit den Werkzeugen der Plattform möglich wurde (Version TEITOK).

Wir bauen daher auf einer neuen Generation elektronischer Ressourcen für das Studium der spanischen Sprache innerhalb des Paradigmas der digital humanities. Dennoch ist, ungeachtet der Fortschritte und zunehmenden Zahl digitaler Ressourcen, die Bibliographie über technische Aspekte dieser Unterfangen nach wie vor überschaubar. Zudem nutzen viele Ressourcen nicht das gesamte Potential der neuen Technologien. Aus diesen Gründen besteht weiterhin Bedarf, das Wachstum der digitalen Geisteswissenschaft für die spanische Sprachgeschichte weiterhin zu fördern und Ressourcen und Werkzeuge zu schaffen, die es uns ermöglichen, neue Wege in der wissenschaftlichen Erforschung der spanischen Sprache einzuschlagen.

Unter Bezugnahme auf die drei Schlüsselbegriffe, unter denen der  XXIII. Deutsche Hispanistentag steht –Digitalisierung, Reinskriptionen und Schnittstellen–, bietet diese Sektion einen Rahmen zur Präsentation von Ressourcen neuer Generation, sowie zur Besprechung von Werkzeugen und Methodologien, die bei der Schaffung dieser Ressourcen, von der Datensammlung bis zur Onlinepublikation, zum Einsatz kommen: bei  Transkription und Edition von Primärdaten, Schaffung von Metadaten, der orthographischen Normalisierung, linguistischen Annotation und Lemmatisierung, bei der automatischen Datenverarbeitung, Webvisualisierung, Analyse und Nutzung von Daten, durch Verwendung von Auszeichnungsstandards, Geographischen Informationssystemen, angewandter Stilometrie zur Klärung von Problemen zu Autorenschaft, Methoden zur automatischen Datierung von Texten., etc.

Die Sektion bemüht sich um eine transversale, komplementäre Annäherung an die wesentlichen Forschungsfelder des Kongresses –Philologie, Literatur, Linguistik, Kultur und Didaktik–, mit einem Fokus auf die Geschichte der spanischen Sprache, jedoch nicht unter Außerachtlassung der anderen für die Disziplin bedeutsamen Gebiete.

Wesentliche Zielsetzung dieser Sektion ist es, ein Forum für die Präsentation von Ressourcen zu schaffen, die neue Daten und Möglichkeiten für das Studium der spanischen Sprache aus diachroner Perspektive bieten und so einen Beitrag zur Entwicklung des Feldes leisten können.

Die bevorzugte Vortragssprache ist Spanisch. Bitte beachten Sie bei der Abstracteinreichung das Limit von 400 Wörtern.

Kontakt:
Gael Vaamonde, Rocío Díaz Bravo y Werner Stangl: hispanistentag2021.hehd(at)gmail.com

Carmen Quijada van den Berghe (Universidad de Salamanca), Verena Weiland (Universität Bonn) & Linda Bäumler (Universität Wien)

Mit der Digitalisierung hat sich in den vergangenen Jahrzehnten die Korpuslinguistik (vgl. O’Keeffe/McKarthy 2012) rasant weiterentwickelt, nicht nur im Bereich der Datensammlung und nachhaltigen Open Access-Archivierung, sondern auch in der Datenauswertung und der darauf basierenden Theoriebildung (exemplar models; vgl. bereits Bybee 2001). Für das Spanische existieren inzwischen zahlreiche Korpora, allerdings größtenteils aus schriftlichen Quellen (z.B. CORDE, CREA, Corpus del Español). Daneben existieren auch zunehmend mündliche Korpora des Spanischen, u.a. ValEsCo (Valencia, Español Coloquial), COSER (Corpus Oral y Sonoro del Español Rural), PRESEEA (Proyecto para el Estudio Sociolingüístico del Español de España y de América), der Atlas interactivo de la entonación del español, FEC (Fonología del Español Contemporáneo), FRONTESPO (Frontera hispano-portuguesa) oder CEMC (Corpus del Español Mexicano Contemporáneo). Ein Manko besteht allerdings noch in digitalen Online-Korpora, die nach den Prinzipien des agile project management stückweise aufgebaut, erweitert und ggf. korrigiert werden können, insbesondere auch als Citizen Science-Projekte mit Unterstützung von interessierten Nicht-Expert*innen (vgl. Atlante linguistico digitale dell'Italia e della Svizzera meridionale AdIS für das der Italienische oder das Projekt Français de nos régions für das Französische).

Vor besonderen Anforderungen steht die korpuslinguistische Erfassung der Variation des Spanischen aufgrund seiner weltweiten Verbreitung und regionalen Variation sowie der Plurizentrik seiner Normen: Hier interagiert die geographische Dimension auf besonders komplexe Weise mit der sozialen, medialen und stilistischen Dimension sowie dem Sprachkontakt. Daher ist Multidimensionalität von Sprachkorpora zentral (vgl. hierzu den Atlas lingüístico Diatópico y Diastrático del Uruguay ADDU). Diese Multidimensionalität lässt sich durch die nun mögliche Multimedialität digitaler Online-Korpora, die aus der Verbindung von Sprachdaten und deren Transkriptionen resultiert, heute in ihrer Komplexität erfassen und visualisieren. Hierdurch ergeben sich wichtige neue Analysenmethoden, die eine Verbesserung der Beschreibung des Spanischen in seiner Variation, aber auch der varietätenlinguistischen, dialektologischen und sprachgeographischen Theoriebildung versprechen. Wir möchten mit der Sektion dazu aufrufen, eine solche digitale Korpusdialektologie für das Spanische zu begründen.

Speziell widmet sich die Sektion den folgenden Themen:

  • Modellierungen der Interaktion von Varietätendimensionen auf Basis aktueller empirischer Ergebnisse. Im Fokus soll die geographische Dimension stehen, die Faktoren wie Migration, Sprachkontakt oder die Differenzierung in urbane/rurale Räume berücksichtigt (Glokalisierung, Rurbanisierung etc.).
  • Innovative Methoden der Datensammlung zur Erhebung valider und vergleichbarer Daten (z.B. Citizen Science per Smartphone, Miterzählen von Zeichentrickfilmen).
  • Methoden der Datenauswertung mittels statistischer sowie visualisierender Verfahren.
  • Eine Aktualisierung bestehender Kategorisierungen der spanischen Dialektologie, z.B. tierras bajas/tierras altas.

Sektionssprachen sind das Spanische sowie das Deutsche. Beachten Sie bei der Abstract-Einreichung bitte das Limit von max. 400 Wörtern (excl. Bibliographie).

Kontakt: vweiland(at)uni-bonn.de

Alvar, Manuel (1996): Manual de dialectología hispánica: el español de España, Barcelona: Ed. Ariel.

Besch, Werner / Knoop, Ulrich / Putschke, Wolfgang / Wiegand, Herbert Ernst (1983): Dialektologie: Ein Handbuch Zur Deutschen Und Allgemeinen Dialektforschung, Berlin/New York: Walter De Gruyter.

De Benito Moreno, Carlota / Estrada Arráez, Ana (2018): „Aproximación metodológica al estudio de la variación lingüística en las interacciones digitales“, in: Revista de Estudios del Discurso Digital (REDD) 1, 74-122.

Fernández-Ordóñez, Inés (2016): „Dialectos del español peninsular“, in: Gutiérrez Rexach, Javier (Hg.): Enciclopedia lingüística hispánica 2, London / New York: Routledge, 387-404.

Krefeld, Thomas / Lücke, Stephan / Mages, Emma (Hrsg.) (2016): „Korpus im Text (2). Zwischen traditioneller Dialektologie und digitaler Geolinguistik: Der Audioatlas siebenbürgisch-sächsischer Dialekte (ASD)“, München: Universitätsbibliothek der Ludwig-Maximilians-Universität, epub.ub.uni-muenchen.de/25627/1/Korpus-im-Text_Band_2.pdf.

Kubarth, Hugo (1982): „Probleme und Perspektiven der Dialektologie Lateinamerikas“, in: Iberoromania 16, 23-37.

Lipski, John M. (1994): Latin American Spanish, London / New York: Longman.

López García, Ángel (2010): Pluricentrismo, Hibridación Y Porosidad En La Lengua Española. Frankfurt A. M. / Madrid: Iberoamericana Vervuert.

Martín Butragueño, Pedro (2010): „Construcción De Modelos Variables En Dialectología: La Distribución De (s) En La Geografía Fónica De México“, in: Nueva Revista De Filología Hispánica 2, 517-561.

Moreno Fernández, Francisco / Otero Roth, Jaime (²2007): Atlas de la lengua española en el mundo, Barcelona: Ariel-Fundación Telefónica.

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O’Keeffe, Anne/McKarthy, Michael (2012): The routledge handbook of corpus linguistics, London: Routledge.

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Pustka, Elissa/Gabriel, Christoph/Meisenburg, Trudel/Burkard, Monja/Dziallas, Kristina (2018): „(Inter-)Fonología del Español Contemporáneo/(I)FEC: metodología de un programa de investigación para la fonología de corpus“, in: Loquens 5.1, URL: homepage.univie.ac.at/elissa.pustka/wp-content/uploads/2014/09/Pustkaetal2018_Loquens.pdf.

Scavnicky, Gary E. (1980): Dialectología hispano-americana. Estudios actuales, Washington: Georgetown University Press.

Thun, Harald (Hrsg.) (2000): Atlas lingüístico Diatópico y Diastrático del Uruguay – Norte (ADDU-Norte), Kiel: Westernsee.

Esteban T. Montoro del Arco (Granada) & David Porcel Bueno (Granada) & Felix Tacke (Marburg)

Die phraseologische Untersuchung von Mehrwortausdrücken erfreut sich – sowohl in synchroner als auch in diachroner Perspektive – in den letzten Jahren zunehmend dem Interesse der Sprachwissenschaft und hat überdies durch die Rezeption der Konstruktionsgrammatik in der Romanistik und Hispanistik neue Dynamik erhalten (vgl. z.B. Echenique Elizondo 2003, 2008; Mellado Blanco 2014). Wenngleich das Erkenntnisinteresse der Konstruktionsgrammatik als umfassendes sprachtheoretisches Modell über die Untersuchung (mehr oder weniger) fixierter Mehrwortausdrücke weit hinausgeht, befindet sich genau hier die Schnittstelle zwischen konstruktionsgrammatischen und traditionell phraseologischen Ansätzen: „Construction Grammar [is] highly compatible with phraseological research. True, terminologies differ and definitions are not completely identical, but it is easy to see that phraseologisms do not just have the marginal status in these two theories but are rather at the core of what they consider to be their fundamental entities“ (Gries 2008, 15; vgl. Benigni / Cotta Ramusino / Mollica / Schafroth 2015; Dobrovol’skij 2016; Hennemann 2016; Ziem 2018). Der wesentliche Unterschied besteht in der sprachtheoretischen Situierung der ‚phraseologischen Einheiten‘ bzw. der ‚(phraseologischen) Konstruktionen‘. Während die Phraseologie traditionell von einer ontologischen Trennung zwischen Lexikon und Grammatik ausgeht und phraseologische Einheiten folglich als lexikalisierte Mehrwortausdrücke konzipiert (vgl. u.a., Corpas 1996, Montoro del Arco 2006), basiert die Konstruktionsgrammatik infolge einer Erweiterung des Saussure’schen Zeichenbegriffs auf der Annahme eines Kontinuums, das von semantisch spezifischen (Lexikon) zu schematisch abstrakten (Grammatik) reicht (vgl. u.a. Goldberg 2006; Langacker 2008). Mehrwortausdrücke, die aufgrund von Kriterien wie formeller (Teil-)Fixiertheit und Idiomatizität als lexikalisierte sprachliche Einheiten das Untersuchungsobjekt der Phraseologie konstituieren, stellen aus der Perspektive der Konstruktionsgrammatik in diesem Sinne – wie einfache Lexeme – konventionalisierte Form-Bedeutungspaare (i.e. Konstruktionen) dar (vgl. schon Fillmore / Kay / O’Connor 1988).

Vor diesem Hintergrund versteht sich die Sektion als Diskussionsforum im doppelten Sinn: Einerseits soll es darum gehen, die theoretischen und methodologischen Schnittstellen zwischen hispanistischer Phraseologieforschung und Konstruktionsgrammatik zu beleuchten; andererseits sollen empirische Studien zum Neu- und Altspanischen zu einer gemeinsamen Reflexion über die Vor- und Nachteile des jeweiligen Analysemodells einladen.

Willkommen sind Beiträge zur Theorie und Methodologie der Phraseologie und der Konstruktionsgrammatik (insbesondere in komparatistischer Perspektive) sowie empirische Studien phraseologischer Einheiten und/oder Konstruktionen. Erwünscht sind explizit nicht nur synchrone, sondern auch diachrone und kontrastive (z.B. deutsch-spanische) Untersuchungen. Den Beiträgern steht es dabei frei, ob sie ihr Untersuchungsobjekt aus phraseologischer oder konstruktionsgrammatischer Perspektive analysieren oder beide Herangehensweisen kombinieren möchten.

Sektionssprache ist das Spanische. Bei der Einreichung Ihres Abstracts (auf Spanisch) beachten Sie bitte das Limit von 400 Wörtern.

Kontakt:
Esteban Montoro: montoro(at)ugr.es
David Porcel Bueno: daporbue(at)ugr.es
Felix Tacke: felix.tacke(at)uni-bonn.de

Benigni, Valentina / Cotta Ramusino, Paola / Mollica, Fabio / Schafroth, Elmar (2015): „How to apply CxG to phraseology: a multilingual research project“, Journal of Social Sciences. Special issue: Phraseodidactics and Construction Grammar(s). Online: www.romanistik.hhu.de/fileadmin/redaktion/Fakultaeten/Philosophische_Fakultaet/Romanistik/Romanistik_4_Sprachwissenschaft/Dateien/RomIV_Publikationen/Benigni_et_al_JSS_2015_08_20.pdf

Corpas, Gloria (1996): Manual de fraseología española, Madrid: Gredos.

Dobrovol’skij, Dmitrij / Sánchez Sánchez, Manuel J. (Übersetzer) (2016): „Fraseología y Gramática de Construcciones“, Language Design 18, 71–106.

Echenique Elizondo, María Teresa (2003): „Pautas para el estudio histórico de las unidades fraseológicas“, in: Girón Alconchel et al. (Hgg.): Estudios ofrecidos al Profesor José Jesús De Bustos Tovar, Madrid: Editorial Complutense, 545-560.

Echenique Elizonso, María Teresa (2008): „Notas de sintaxis histórica en el marco del corpus de diacronía fraseológica del español (DIAFRAES)“, in: Elisabeth Stark, Roland Schmidt Riese, Eva Stoll (Hgg.): Romanische Syntax, Tübingen: Narr, 387-397.

Fillmore, Charles J. / Kay, Paul / O’Connor, Mary Catherine (1988): „Regularity and Idiomaticity in Grammatical Constructions: The Case of Let Alone“, Language 64, 501-538.

Goldberg, Adele E. (2006): Constructions at Work: The Nature of Generalization in Language, Oxford: Oxford University Press.

Gries, Stefan Th. (2008): „Phraseology and linguistic theory: A brief survey“, in: Fanny Meunier, Sylviane Granger (Hgg.): Phraseology. An interdisciplinary perspective, Amsterdam/Philadelphia: John Benjamins, 3-25.

Hennemann, Anja (2016): „Phraseologismen aus konstruktionsgrammatischer Sicht“, En Christian Discher, Benjamin Meisnitzer, Claudia Schlaak (Hgg.): Komplexität von Phraseologismen in den romanischen Sprachen: Theorie und Praxis in der Linguistik und der Fremdsprachendidaktik, St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag, 51-71.

Langacker, Ronald W. (2008): Cognitive Grammar. A Basic Introduction, Oxford: Oxford University Press.

Mellado Blanco, Carmen (2014): „Phrasem-Konstruktionen und lexikalische Idiom-Varianten: der Fall der komparativen Phraseme des Deutschen“, in: Stefan Engelberg, Meike Meliss, Kristel Proost, Edeltraud Winkler (Hgg.): Argumentstruktur – Valenz – Konstruktionen, Tübingen: Narr.

Montoro del Arco, Esteban Tomás (2006): Teoría fraseológica de las locuciones particulares. Las locuciones prepositivas, conjuntas y marcadoras en español, Frankfurt a.M.: Lang.

Ziem, Alexander (2018): „Construction Grammar meets Phraseology: eine Standortbestimmung“, Linguistik Online 90, 3–19.

Miguel Casas Gómez (Universität Cádiz)

Im Bereich der Linguistik und insbesondere der angewandten Linguistik verfügt die Terminologie über verschiedene inter- und transdisziplinäre Gebiete, wie beispielsweise die Dokumentation und Informatik, die zusammenkommen und daraus Ressourcen für die aktuelle terminologische Forschung bieten. In dieser Hinsicht erleben wir heute eine Revolution der informatischen und digitalen Entwicklungen unserer Umgebung. Die Integration von Informatik und Internet sowohl in der Gesellschaft als auch in den Sprachen hat unsere Kommunikation beeinflusst. Dies hatte die Entstehung des Begriffes „digitale Linguistik“ zur Folge, welcher auf die Anwendungen der Linguistik mithilfe der neuen Technologien, Internet, sozialen Netzwerke und weiteren digitalen Mitteln zurückgreift, die die Forschung in diesem Gebiet unterstützen.

Auf dieser Weise bedeutet die Konversion von Dokumenten in Druckform zur digitalen Version einen Durchbruch hinsichtlich der Durchführung von linguistischer Forschung. Diese Umwandlung von Dateien hat die Erstellung von textuellen und metalinguistischen Korpora, Datenbanken, Repositorien für linguistischer Dokumentation, elektronischen Dateien, terminografischen Einträgen, lexikografischen Vorlagen, elektronischen und fachlichen Wörterbücher, usw. ermöglicht und dabei die Arbeit der Forscher erleichtert und automatisiert. Die Terminologie ist somit eine der Disziplinen, die am Meisten von den erwähnten Fortschritten profitiert hat, in dem sie diese in ihre eigene Arbeitsmethodik einbezogen hat. Dadurch werden diese Erforschungen zu einer Entwicklung im Gebiet der Linguistik, denn diese Vielzahl an technologischen Anwendungen hat zur Suche von Kontexten für terminologische Einheiten beigetragen und dadurch zur Erstellung von terminologischen Einträgen, die in verschiedenen Webapplikationen, informatischen Plattformen oder graphischen Benutzeroberflächen eingebettet sind, die für diese Zwecke ausgelegt wurden.

Ebenfalls stellt heute das Internet sowohl eine Ressourcenquelle für den Forscher als auch eine untersuchungswürdige Informationsquelle dar, welche einschlägige linguistische Informationen verschiedener Art bietet (sozio- und psycholinguistisch sowie terminologisch, usw.). Daher und in Bezug auf die Terminologie werden immer mehr Studien zu terminologischen Nutzungen mithilfe von (online) Textkorpora oder anderen Korpora, die von dem Forscher für seine linguistischen Zwecke gezielt erstellt wurden, durchgeführt.

Dank der Entwicklung dieser Anwendungen dürfen die Linguistik und insbesondere die Terminologie Hilfsmittel für die Vereinfachung ihrer Untersuchungen nutzen, welche die technologische Unterstützung und Grundlage für die Entwicklung von angewandten Studien bilden. Innerhalb dieses spezifischen Rahmens rufen wir zur Einreichung von Abstracts für die Sektion „Terminologie und digitale Linguistik“ auf. Diese Sektion soll Beiträge für wissenschaftliche Diskussion einschließen, die beide Begriffsfelder und ihre Schnittstellen miteinander verknüpfen und die bestehende Synergie zwischen beiden Disziplinen heutzutage zeigen.

Abstracts (max. 400 Wörter) bitte nur auf Spanisch einreichen.

Kontakt: miguel.casas@uca.es

Katrin Schmitz & Tim Diaubalick (Wuppertal)

Der Leitbegriff „Schnittstellen“ (sp. interfaces) des XXIII. Deutschen Hispanistentags greift ein in der Sprachwissenschaft zentrales und weit verbreitetes Konzept auf. Die Annahme der Interaktion zwischen grammatischen Subsystemen hängt jedoch stark von der jeweiligen Grammatiktheorie ab: Während synchrone und diachrone Sprachtheorien wie z.B. die Optimalitätstheorie (OT) und die Grammatikalisierungstheorie ihre Grundannahmen früh auf der Interaktion von grammatischen Modulen aufbauten, dominierte die Idee autonomer Subsysteme in frühen Phasen der Generativen Grammatiktheorie, bevor das Interesse an Spracherwerb und -wandel zunahm (vgl. Fischer & Gabriel 2016: 8). Heutzutage ist der Begriff ambig, da er unterschiedlich verwendet wird: in einer weitgefassten Interpretation referiert “Schnittstelle” auf die Verbindung zwischen linguistischen und anderen Disziplinen (z.B. Philosophie, Psychologie) sowie auf diejenige zwischen der Sprachfähig-keit und anderen Bereichen der kognitiven Domäne (d.h. externe bzw. nicht-sprachliche Schnitt-stellen). Dies gilt insbesondere für das artikulatorisch-perzeptuelle (sensomotorische) System der Phonetischen Form (PF, u.a. für Prosodie und Phonetik) und das konzeptuell-intentionale System der Logischen Form (LF, u.a. für Pragmatik und Diskursfunktionen). In der engeren Interpretation wird der Begriff für die Interaktion von grammatischen Subsystemen innerhalb des syntaktischen Berechnungssystems verwendet.

Auf dieser engen Interpretation basiert ein Großteil der rezenten und aktuellen Forschung (vgl. z.B. die Beiträge zu verschiedenen und komplexen Schnittstellen in Fischer & Gabriel 2016). Ferner spielt die Interpretation von Schnittstellen eine wichtige Rolle in der Forschung zur Zwei-/Mehrsprachigkeitsforschung für die Erklärung einer erhöhten Instabilität bilingualer Grammatiken. Zwei einflussreiche Hypothesen zur Entwicklung basieren auf der zentralen Rolle von Schnittstellen: Müller & Hulk (2001) nehmen eine erhöhte Verletzlichkeit von Schnittstellen-Phänomenen für Spracheneinfluss an (Cross-linguistic Influence Hypothesis). Da diese Hypothese jedoch ursprünglich für den simultanen bilingualen Erstspracherwerb für Kinder bis ca. 5 Jahre formuliert wurde, ist ihre Anwendbarkeit auf den Herkunftsspracherwerb und Erhalt der Herkunftssprache fragwürdig: Herkunftssprecher werden zumeist zu einem späteren Alter untersucht und zeigen keinen Einfluss mehr (vgl. z.B. Schmitz et al. 2016). Inspiriert von Müller & Hulk (2001) wurde die Idee allerdings auf den L2-Erwerb (Tsimpli & Sorace 2006, Interface Hypothesis, IH) und die Erosion der L1 (sog. attrition, vgl. Überblick in Sorace & Serratrice 2009) erweitert. Sorace & Serratrice (2009) schlugen eine Revision der IH vor, wonach eine initiale Erosion der L1 zunächst an externen Schnittstellen (z.B. Syntax/Pragmatik) auftritt, bevor interne Schnittstellen (z.B. Morphologie/Syntax) betroffen werden. Die empirische Validität der (revidier-ten) IH wird (kritisch) für den Herkunftsspracherwerb in Pascual y Cabo et al. (2012) und Kupisch & Rothman (2016) und für den L2-Erwerb in Texeira (2016) diskutiert. Jenseits empirischer Fragen gibt es jedoch auch konzeptuelle Zweifel hinsichtlich der Gültigkeit des Schnittstellenkonzepts für die Erklärung von Sprachentwicklungen, seiner Ausdehnung sowie der in der revidierten IH vorgeschlagenen Hierarchie von Schnittstellentypen (vgl. Montrul 2011, White 2011, Lleó 2016).

Bis heute finden wir unterschiedliche Ideen zur Konzeptualisierung von Schnittstellen in der Literatur, häufig gebunden an spezifische linguistische Phänomene und ausgewählte Schnittstellen-typen. Jackendoff (2002, 2011) schlägt eine “parallele” Architektur vor, in der Phonologie, Syntax und Semantik/konzeptuelle Struktur unabhängige generative Systeme sind, die durch Schnittstellen verbunden werden. Diese betrachtet er als Prinzipien, die Korrelationen zwischen Struktur-elementen in zwei oder mehreren Domänen lizensieren und ihrerseits auf Regeln basieren. OT-basierte Vorschläge in den von Ramchand & Reiss (2007) und Fischer & Gabriel (2016) herausgegebenen Sammelbänden (wobei v.a. letzterer Phänomene aus romanischen Sprachen fokussiert) schlagen statt Regeln Bedingungen vor. Weitere Aspekte betreffen die Natur und den Effekt von Schnittstellen, z.B. Optionalität. Gleichwohl bleiben einige fundamentale Fragen – von genereller Bedeutung für die Erklärung von Spracherwerb und -wandel – weiterhin offen, z.B.:

  1. Wie funktioniert die Interaktion genau?
  2. Welche Regeln/Bedingungen/unterspezifizierten Merkmalskombinationen lassen sich an-nehmen, die für jeden Typ von Interaktion linguistischer Module passen? In anderen Worten, gibt es eine grundlegende Architektur für alle Typen von Schnittstellen oder müssen wir jede in individueller Weise modellieren?
  3. Sofern die Antwort für Frage 2) bejaht werden kann, gibt es dann einen gemeinsamen Effekt für Sprachentwicklung, z.B. eine generelle Zunahme von Optionalitiät oder ein spezifisches Irrtum-anfälliges sprachliches Verhalten?

In unserer Sektion möchten wir sowohl die konzeptuellen Ideen als auch die empirische Evidenz zu Schnittstellen kombinieren (wobei das Spanische fokussiert wird, aber andere romanische Sprachen und ihr Kontakt mit weiteren Sprachen nicht ausgeschlossen werden sollen), um dem Konzept der Schnittstelle und seinen Anwendungen eine präzisere Gestalt zu geben. Insbesondere sind alle Beiträge willkommen, die in eine der folgenden Stoßrichtungen passen:

  • Vergleich der Evidenz von verschiedenen Typen (komplexer) Schnittstellen in Spracherwerb, -variation und -wandel zur Ermittlung ihrer fundamentalen Gemeinsamkeiten und Unterschiede
  • Vergleich von Ansätzen zur Konzeption linguistischer Schnittstellen in verschiedenen Grammatiktheorien
  • Vergleich und Diskussion methodologischer Aspekte der Forschung zu (komplexen) Schnittstellen-Phänomenen in Spracherwerb, -variation und -wandel

Diese Stoßrichtungen können sowohl theoretische als auch empirische linguistische Forschung mit wichtigen neuen Erkenntnissen bezüglich der spezifischen Eigenschaften der Architektur von Sprache sowie des spanischen (und anderen romanischen) Sprachsystems und deren Entwicklung und Erhalt in unterschiedlichen Konstellationen hervorbringen.

Die bevorzugte Vortragssprache ist Spanisch. Vorschläge auf Deutsch und Englisch können ebenfalls berücksichtigt werden. Beachten Sie bei der Einreichung des Abstracts bitte das Limit von 400 Wörtern (excl. Bibliographie).

Kontakt:
Katrin Schmitz: kschmitz@uni-wuppertal.de
Tim Diaubalick: t.diaubalick@uni-wuppertal.de

Fischer, S. & Gabriel, C. (2016). Grammatical Interfaces in Romance Languages: An Introduction. In: S. Fischer & C. Gabriel (eds.), Manual of Grammatical Interfaces in Romance. Berlin: Walter De Gruyter, 1-20.

Jackendoff, R., 2002. Foundations of Language. Oxford University Press, Oxford.

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Kupisch, T. & Rothman, J. 2016. Interfaces with syntax in language acquisition. In: S. Fischer & C. Gabriel (eds.), Manual of Grammatical Interfaces in Romance. Berlin: Walter De Gruyter, 551-586.

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Schnittstelle Sprachwissenschaft & Fremdsprachendidaktik

C. Gabriel (Mainz) & J. Grünke (Mainz) & A. Pešková (Osnabrück)

Weltweit wird das Spanische von ca. 80 Mio. Menschen als Zweitsprache gesprochen, so etwa in den Anden oder in Paraguay. Bei den international am häufigsten gelernten Fremdsprachen nimmt es nach dem Englischen und relativ knapp nach dem Französischen und dem Mandarin den vierten Platz ein (Instituto Cervantes 2019); in Deutschland ist es nach Englisch und Französisch die am dritthäufigsten erlernte Fremdsprache (Destatis 2019). Während die Analyse lernersprachlicher Daten spätestens seit Selinkers (1972) interlanguage-Konzept nicht nur in der Sprachdidaktik, sondern auch in der Linguistik ein etabliertes Forschungsfeld darstellt, rückte die Tatsache, dass der Erwerb des Spanischen bei den vielen Lernenden nicht die erste Fremdsprachenlernerfahrung darstellt, also vielmehr Drittsprache (L3) als Zweitsprache (L2) ist, erst mit der sog. Mehrsprachigkeitsdidaktik ins – zumeist sprachdidaktische – Blickfeld (Meißner/Reinfried 1998, speziell für das Spanische v. a. Bär 2009, Mordellet-Roggenbuck 2011). Vergleichsweise neu ist die Auseinandersetzung mit dem Erwerb des Spanischen als L3 vor dem Hintergrund migrationsbedingter Mehrsprachigkeit, d. h. durch Lernende, die neben der Umgebungssprache (die auch die Sprache des Bildungssystems ist) eine sog. Herkunftssprache als Familiensprache verwenden (Gabriel/Grünke 2018). Das Spanische ist wiederum in zahlreichen Konstellationen nicht nur Zielsprache der Lernenden, sondern auch deren Herkunftssprache – eine Situation, die nicht nur die USA (Boomershine/Ronquest in Rao 2019), sondern zunehmend auch den deutschsprachigen Raum betrifft (Reimann 2020).

Die dezidiert als transversales Vorhaben konzipierte Sektion setzt sich zum Ziel, Schnittstellen zwischen Linguistik und Fachdidaktik/Fremdsprachenforschung hinsichtlich der Aneignung des Spanischen in verschiedenen Kontexten weltweit zu eruieren, erste Forschungsergebnisse vorzustellen und weitere Forschungen anzuregen. Sie möchte für diesen Schnittstellen-Dialog nicht nur Personen aus den Bereichen Linguistik und Fachdidaktik gewinnen, sondern auch internationale Expertise in den deutschsprachigen hispanistischen Diskurs einbringen. Das Erkenntnisinteresse besteht darin, die Schnittstelle zwischen linguistischer Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung, wie sie im deutschensprachigen Raum traditionell in der Fachdidaktik verortet wird, in den Blick zu nehmen und gemeinsam an der Frage zu arbeiten, wie sich die Erkenntnisse, die aus der (linguistischen) Analyse der strukturellen Merkmale von spanischen L2-/L3-Daten erwachsen, im unterrichtlichen Handeln der Spanischvermittlung nutzbar machen lassen.

Eine zentrale Rolle kommt dabei der Digitalisierung zu, die nicht nur den Umgang mit (immer umfangreicher werdenden) Forschungsdaten betrifft, sondern auch die Erstellung entsprechender Korpora erleichtern und durch die Nutzung digitaler Tools, etwa im Ausspracheunterricht, neue Wege in der Sprachlehre aufzeigen kann (Román-Mendoza 2018). Gegenstand soll das Spanische als L2 und L3 in Bezug auf alle strukturellen Aspekte sein (Phonetik/Phonologie, Morphologie, Syntax, Semantik), wobei insbesondere Studien zur Interaktion verschiedener sprachlicher Ebenen wie z. B. Intonation und Pragmatik (Pešková 2019), d. h. zu sog. Schnittstellenphänomen, willkommen sind. Das Spanische soll dabei in seiner gesamten Vielfalt möglicher Erwerbs- und Lernszenarien adressiert werden, z. B.

  • Spanisch als L2 in Gebieten mit autochthonen Erstsprachen und Spanisch als (einer der) Amtssprachen (Mittel- und Südamerika, Afrika, Katalonien, Galizien, Baskenland)
  • Spanisch als L2 im Kontext von Migration in hispanophonen Ländern (z. B. Einwanderung aus Rumänien nach Spanien oder aus China nach Argentinien etc.)
  • Spanisch als Herkunftssprache und Spanischunterricht im entsprechenden Kontext
  • Spanisch als Fremdsprache vor verschiedensprachigen Lernerhintergründen und in verschiedenen nicht-hispanophonen Kontexten
  • Spanisch als L3 in natürlichen Erwerbs- und in gesteuerten Aneignungskontexten, z. B. vor dem Hintergrund migrationsbedingter Mehrsprachigkeit

Abstracts (max. 400 Wörter, zuzüglich Titel und Bibliografie) können in deutscher, englischer oder spanischer Sprache eingereicht werden.

Kontakt:
christoph.gabriel@uni-mainz.de
jgruenke@uni-mainz.de
andrea.peskova@uni-osnabrueck.de

Bär, M. 2009. Förderung von Mehrsprachigkeit und Lernkompetenz. Fallstudien zu Interkomprehensionsunterricht mit Schülern der Klassen 8 bis 10. Tübingen: Narr

Gabriel, C. / Grünke, J. 2018. Focus, prosody, and subject positions in L3 Spanish. Analyzing data from German learners with Italian and European Portuguese as heritage languages. In García García, M.; Uth, M. Eds. Focus realization in Romance and beyond. Amsterdam: Benjamins, 357–386.

Destatis 2019. Schüler/-innen mit fremdsprachlichem Unterricht. www.destatis.
de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bildung-Forschung-Kultur/Schulen/Tabellen/allgemeinbildende-berufliche
schulen-fremdsprachl-unterricht.html (19-01-07)

Instituto Cervantes 2019. El español. Una lengua viva. Informe 2019. cvc.cervantes.es/lengua/espanol_lengua_viva/pdf/espanol_lengua_viva_2019.pdf (19-01-07)

Meißner, F.-J. / Reinfried. Edd. 1998. Mehrsprachigkeitsdidaktik. Konzepte, Analysen, Lehrerfahrungen mit romanischen Fremdsprachen. Tübingen: Narr

Mordellet-Roggenbuck, I. 2011. Herausforderung Mehrsprachigkeit. Interkomprehension und Lesekompetenz in den zwei romanischen Sprachen Französisch und Spanisch. Landau: Verlag Empirische Pädagogik

Pešková, A. 2019. L2 Spanish and Italian intonation. Accounting for the different patterns displayed by L1 Czech and German learners. Habilitationsschrift, Osnabrück.

Rao, R. ed. 2019. Key issues in the teaching of Spanish pronunciation. From description to pedagogy. London: Routledge.

Reimann, D. 2020. Schülerinnen und Schüler mit zielsprachlichem Hintergrund im Fremdsprachenunterricht. Ergebnisse einer qualitativen Pilotierung (am Beispiel des Spanischen, mit Ausblicken auf weitere romanische Sprachen). In García García, M. / Prinz, M. / Reimann, D. Eds. Mehrsprachigkeit im Unterricht der romanischen Sprachen. Neue Konzepte und Studien zu Schulsprachen und Herkunftssprachen in der Migrationsgesellschaft. Tübingen: Narr, 209–255.

Román-Mendoza, E. 2018. Aprender a aprender en la era digital. Tecnopedagogía crítica para la enseñanza del español LE/L2. London: Routledge.

Selinker, L. 1972. Interlanguage. IRAL 10, 31–54.

Lukas Eibensteiner (Jena), Alexander Teixeira Kalkhoff (Heidelberg), Johanna Wolf (München)

Durch immer mehr Zugriffsmöglichkeiten auf Sprach- und Spracherwerbsdaten im Zuge der Digitalisierung hat sich die Sichtweise auf Fremdsprachenerwerb und -unterricht grundlegend verändert. Ökologische Sprachdaten sowie L1- und L2-Spracherwerbs- und Sprachlernprozesse können in einem nie dagewesenen Umfang empirisch untersucht werden. So können einerseits sprachliche Phänomene qualitativ und quantitativ auf einer breiten empirischen Basis verschiedener Korpusprofile multimodal, interaktional und konstruktionsgrammatisch erforscht werden. Diese sprachwissenschaftlichen Erkenntnisse können als Ausgangspunkt für eine gebrauchsbasierte Vermittlung von Sprache dienen (z.B. Dressel, Dankel & Teixeira Kalkhoff erscheint 2022; Jones & Waller 2015). Andererseits beschäftigen sich zahlreiche Studien im Kontext des (Fremd)Spracherwerbs mit der Analyse großer Korpora, um allgemeingültige Aussagen über die Funktionsweise von Spracherwerbsprozessen zu erlangen (z.B. Ellis et al. 2015). Gerade im Bereich der Fremdsprachenerwerbs- und -unterrichtsforschung sorgen diese Entwicklungen für neue Perspektivierungen von Lern- und Erwerbsprozessen. Authentische Daten von L1- oder Herkunftssprecher:innen sowie bi- oder multilingualen Personen können nicht nur Aufschluss über Frequenz und Gebrauch bestimmter sprachlicher Muster geben, sondern sie erlauben auch vorsichtige Rückschlüsse auf unterschiedliche kognitive Verarbeitungs- und Speicherungsprozesse (z.B. Wolf 2018). Besondere Aufmerksamkeit wird daher in jüngerer Zeit auch Lernerkorpora zuteil, in denen anhand von Sprachproduktionsdaten Erwerbsverläufe in gesteuerten, häufig auch mehrsprachigen Settings nachgezeichnet und daraus Tendenzen über kognitive Verarbeitungsprozesse abgeleitet werden können (z.B. Eibensteiner 2021; Gilquin 2020; 2021; Hinger 2017; Salaberry 2008). Vergleiche dieser Daten mit den Daten aus unterschiedlichen Erwerbssettings können, gestützt durch u.a. psycholinguistische Methoden, Aufschluss über die verschiedenen Wege geben, wie sprachlicher Input verarbeitet wird (z.B. Pulvermüller et al. 2013; Hennecke & Wolf 2021). Derartige evidenzbasierte Annahmen können wiederum sinnvoll in die fremdsprachendidaktische Forschung sowie in die konkrete Unterrichtspraxis einfließen, indem Inputmanipulationen, Lern-/Lehrformen etc. passgenauer an die kognitiven Anforderungen der jeweiligen zielsprachlichen Strukturen und an die Bedarfe des Gehirns der Lerner:innen angeglichen werden. Das daraus resultierende Ideal eines evidenzbasierten Fremdsprachenunterrichts lässt Linguistik, Spracherwerbsforschung und Fremdsprachendidaktik noch enger zusammenrücken. Ziel der Sektion ist, den disziplinübergreifenden Dialog zu vertiefen und somit einen Beitrag zur Stärkung der Kooperation zwischen den o.g. Disziplinen zu leisten. Dabei würden wir in der Sektion gerne die folgenden Punkte behandeln:

  • Diskussion unterschiedlicher Korpora (z.B. sprechsprachliche Daten, schriftsprachliche Texte, Interaktionsdaten, ökologische Sprachdaten, multimodale L1-Korpora, mehrsprachige
  • Korpora, Parallelkorpora, Lernerkorpora) und ihrer Didaktisierungsmöglichkeiten
  • Möglichkeiten und Grenzen der Digitalisierung für die Datenerhebung, -aufbereitung und -auswertung im Kontext von Sprach-, Spracherwerbs- und Sprachlerndaten
  • Nutzen der Analyse empirischer Daten für die Theoriebildung, z.B. Grammatikerwerb, Fossilisierungen, Erwerbssequenzen, Mehrworteinheiten, sprachliche Konstruktionen
  • Transfer der wissenschaftlichen Forschungsergebnisse in die konkrete Unterrichtspraxis (u.a. korpusgestütztes Lernen, Third Mission, Lehrer:innenausbildung)
  • Sprach-, Spracherwerbs- und Sprachlerndaten als Basis für data-driven-learning
  • Chancen und Grenzen von Big Data und Künstlicher Intelligenz

Kontakt: alexander(at)teixeirakalkhoff.eu; lukas.eibensteiner(at)uni-jena.de; Wolf.Johanna(at)lmu.de

Bibliographie

Dressel, Dennis & Dankel, Philipp & Teixeira Kalkhoff, Alexander M. Erscheint 2022. What can collaboratively produced lists tell us about constructions? A multimodal analysis of co-constructed enumeration practices in spoken Spanish. In Hennecke, Inga & Wiesinger, Evelyn (eds.), Constructions in Spanish. Amsterdam: Benjamins.

Eibensteiner, Lukas. 2021. Transfer im schulischen Drittspracherwerb des Spanischen. Wie L2-Kenntnisse des Englischen, Französischen und Lateinischen den L3-Erwerb von perfektivem und imperfektivem Aspekt im Spanischen beeinflussen. Tübingen: Narr Francke Attempto.

Ellis, Nick & Brook O'Donnell, Matthew & Römer, Ute. 2015. Usage-Based Language Learning. In MacWhinney, Brain & O’Grady, William (eds.), The Handbook of Language Emergence, 163–180. Chichester: Whiley-Blackwell.

Gilquin, Gaetaenelle. 2021. Using corpora to foster L2 construction learning: A data-driven learning experiment. International Journal of Applied Linguistics 31(2). 229–247.

Gilquin, Gaetanelle. 2020. Learner corpora. In Paquot, Magali & Gries, Stefan (eds.), A Practical Handbook of Corpus Linguistics, 283–303. Cham: Springer.

Hennecke, Inga & Wolf, Johanna. 2021. Chunks first, syntax second? Aphasiedaten als Quelle für eine konstruktionsgrammatische Sprachverarbeitungstheorie. In Döhla, Hans Jörg & Hennemann, Anja (eds.), Konstruktionsgrammatische Zugänge zu romanischen Sprachen, 215–240. Berlin: Frank & Timme.

Hinger, Barbara. 2017. Zum Verhältnis von Sprachwissenschaft und Fremdsprachendidaktik: Ein Beitrag. In: Corti, Agustín & Wolf, Johanna (eds.), Romanistische Fachdidaktik. Grundlagen - Theorien - Methoden, 54–74. Münster: Waxmann.

Jones, Christian & Waller, Daniel. 2015. Corpus linguistics for grammar. A guide for research. London: Routledge.

Pulvermüller, Friedemann & Cappelle, Bart & Shtyrov, Yury. 2013. Brain basis of meaning, words, constructions, and grammar. In: Hoffmann, Thomas & Trousdale, Graeme (eds.), The Oxford Handbook of Construction Grammar, 397–416. Oxford: University Press.

Salaberry, Rafael. 2008. Marking Past Tense in Second Language Acquisition. A theoretical model. London: Continuum.

Wolf, Johanna. 2018. Konstruktionen und chunks im Fremdspracherwerb: Zur Bedeutung von Frequenz und Gebrauchspräferenz am Beispiel von Unterschieden zwischen L1- und L2- Sprechern bei der Bildung von Kollokationen mit quedarse, volverse, hacerse und ponerse. Romanische Sprachen und ihre Didaktik 12(1). 35–69.

Fachdidaktik

Marcus Bär (Wuppertal) & Bàrbara Roviró (Bremen)

Als Folge von Migration, Globalisierung und Technologisierung haben seit dem Ende des vergangenen Jahrhunderts viele Sprachen und verschiedene Sprachvarietäten im Fremdsprachenunterricht Spanisch an Bedeutung gewonnen. Mit Blick auf die Vielfalt der Herkunftssprachen unter den Lernenden und unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Varietäten des Spanischen, die von den Lehrkräften gesprochen werden bzw. mit denen die Lernenden durch ihre Biographie vertraut sind, stellt dieses Szenario eine „neue Umwelt“ für den kommunikativen Spanischunterricht dar und stellt diesen vor neue Herausforderungen und Chancen. Auf der einen Seite ergeben sich neue Lehr- und Lernmethoden, welche die mehrsprachige Kompetenz der Lernenden miteinbeziehen, wie z.B. verstärkt bei Ansätzen zur Vermittlung von Wortschatz und Grammatik oder in der Förderung der integrativen Sprachlernkompetenz und der Sprach(en)bewusstheit. Andererseits werden auch die Inhalte in den Lehrwerken und Unterrichtsmaterialien entsprechend geprägt, sodass die sprachliche Vielfalt und die verschiedenen Varietäten dort zum Lerngegenstand gemacht werden. Dabei haben lerntheoretische Erkenntnisse der letzten Jahre dazu geführt, dass der Fremdsprachenunterricht von aktiven und passiven Kompetenzen in verschiedenen Sprachen ausgeht und einen Beitrag dazu leisten möchte, diese Schnittstellen synergetisch zu vernetzen und strategisch auszubauen. So finden sich beispielsweise im Companion Volume with New Descriptors des CEFR zahlreiche Bezüge zu den Themen Mehrsprachigkeit und Mehrkulturalität sowie sprachliche Varietäten. Rückt man insbesondere die mündliche Sprachkompetenz in den Fokus, stellen sich neue Fragen hinsichtlich des Trainings der Aussprache, der Korrektur von Intonation und auch der Dialogschulung unter Berücksichtigung diatopischer Varietäten. Denkbar sind ebenso Neuentwicklungen in der Förderung der Hör-/Sehverstehenskompetenz mit Differenzierung nach Maßgabe interner Sprachvariation.

Mögliche Fragestellungen oder zu behandelnde Aspekte im Rahmen dieser breiten Thematik können sein:

  • Inwiefern profitiert der Spanischunterricht von der sprachlichen Vielfalt von Lernenden und Lehrenden?
  • Postuliert der Plurilinguismus-Ansatz des neuen Companion Volume with New Descriptors des CEFR die Schaffung eines Gesamtsprachencurriculums unter Einbezug des Spanischen?
  • Wie lassen sich die diversen L1 Einflüsse auf die Aussprachelernprozesse der Spanischlernenden ermitteln?
  • Wie lassen sich Aussprache und Intonation bei der gegebenen Varietätenvielfalt schulen und ggfs. korrigieren? Welche Methoden können hierbei eingesetzt werden (z.B. VTM)?
  • Welche Rolle spielt der Einbezug von Herkunftssprachen im Spanischunterricht zur Förderung der Sprach(en)bewussheit und der Sprachlernkompetenz?
  • Welche mehrsprachigkeitsdidaktischen Ansätze finden sich in den neuen Lehrwerksgenerationen und inwiefern fördern sie – ggf. unter Berücksichtigung digitaler Medien – den kommunikativen Spanischunterricht?
  • Wie lässt sich die mehrsprachige und varietätenreiche Realität des Spanischunterrichts in der Ausbildung der angehenden Spanischlehrkräfte abbilden und wie werden diese dafür vorbereitet?

Kontakt:
Marcus Bär: mbaer@uni-wuppertal.de
Bàrbara Rovirò: roviro@uni-bremen.de

Manuela Franke (Potsdam) & Anne-Marie Lachmund (Potsdam) & Elke Höfler (Graz)

Diese Sektion ist ein Zusammenschluss der Sektionen 21 und 22, deren Sektionsbeschreibungen Sie hier finden:

Elke Höfler (Universität Graz)

Das 21. Jahrhundert wartet mit einigen Herausforderungen auf, zahlreiche Mythen finden sich im Bildungssektor und halten sich konstant, wie beispielsweise die Problematik der Lerntypenfixierung oder auch das Lebensweltargument. (Vgl. De Bruyckere et al. 2015, 2020) Auf Ebene des Unterrichts werden digitale Kompetenzen ebenso wie die sogenannten 21st Century Skills, auch als The 4 C’s bekannt, postuliert (vgl. Fadel et al. 2015). Zeitgemäßer Sprachunterricht soll dabei nicht nur dem GERS, sondern auch den Richtlinien und Forderungen des Lehrplans nachkommen und inter- bzw. transdisziplinär ausgerichtet sein. Die Lehrperson ist Sprachwissenschaftler*in, Literaturwissenschaftler*in, Kulturwissenschaftler*in, Graphiker*in, Mediendidaktiker*in, Fachdidaktiker*in, Aktionsforscher*in und vieles mehr. Von den Erziehungsaufgaben, die sie zu übernehmen hat, sei an dieser Stelle abgesehen. Sie kreiert multimediale und multicodale Lernarrangements und muss dabei die Prinzipien unterschiedlicher Umwelten, u.a. aus Recht, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion, beachten (vgl. Kerres 2018). Gerade das informelle Lernen in Social-Media-Umgebungen wird immer zentraler, wie auch aktuelle Studien zeigen. Jugendliche nutzen YouTube und Instagram längst nicht mehr nur zur Unterhaltung, sondern auch zur Information (vgl. Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2018). Zeitgemäßer Unterricht ist mehrdimensional und systemisch in unterschiedlichen Umwelten verankert. Wie sieht jedoch zeitgemäßer Unterricht aus?

Zentrale Fragestellungen können sein:

  • Welche zentralen Mythen im Bereich des Lernens und Lehrens halten sich im fachdidaktischen Kontext und mit welchen Methoden kann man ihnen begegnen?
  • Wie lässt sich das attributiv verwendete „zeitgemäß“ definieren? Woran lässt sich die zeitgemäße Ausrichtung messen?
  • Wie lassen sich digitale Medien in den Unterricht integrieren, um multimediale und multicodale Lernarrangements zu generieren?
  • Wie lassen sich aktuelle Phänomene, beispielsweise Ghosting oder Body Positivity, in den Sprachunterricht integrieren?
  • Welche aktuellen Themen und Trends aus dem Social-Media-Kontext lassen sich im Sprachunterricht im Sinne der Fokussierung auf authentische Lehr- und Lernsettings nutzbar machen?

Kontakt: elke.hoefler(at)uni-graz.at

De Bruyckere, P., Kirschner, P. A. & Hulshof, C. D. (Hg.) (2015), Urban Myths about Learning and Education. Amsterdam et al.: Elsevier.

De Bruyckere, P., Kirschner, P. A. & Hulshof, C. D. (Hg.) (2020). More Urban Myths about Learning and Education. Challenging Eduquacks, Extraordinary Claims, and Alternative Facts. New York: Routledge.

Fadel, C. & Bialik, M. & Trilling, B. (2015). Four-Dimensional Education. The Competencies Learners Need to Succeed. Boston: The Center for Curriculum Redesign.

Kerres, M. (2018). Mediendidaktik: Konzeption und Entwicklung digitaler Lernangebote. Berlin, Boston: De Gruyter.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (Hg.) (2018). JIM-Studie 2018. Jugend, Information, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger. Stuttgart. Online: https://www.mpfs.de/fileadmin/files/Studien/JIM/2018/Studie/JIM2018_Gesamt.pdf [29.02.2020].

Manuela Franke & Anne-Marie Lachmund (Potsdam)

Mit dem digitalen Wandel in Schule und Gesellschaft gehen nicht nur technische Neuerungen einher, sondern stark veränderte Kulturtechniken sowie Arbeits- und Rezeptionsweisen, deren Funktionalität und Nutzung erst beschrieben werden müssen. Mit der digitalen Umgebung als zwar primär hybridem, aber dennoch textbasiertem Raum geht eine Ausbildung von digitaler Kompetenz (cf. DigComp, European Commission 2019) und Medienkompetenz (u.a. Groeben 2002) immer implizit zunächst mit der Förderung einer Lese- und Textkompetenz einher. Diese muss innerhalb der Ausbildung von Spanischlernenden, die mit fremdsprachlichen Quellen im authentischen digitalen Raum konfrontiert werden, gesondert betrachtet werden (cf. hierzu beispielsweise Villanueva 2010, Escandel 2011).

Da Lesekompetenz auch im Spanischunterricht traditionell an einem analogen Textbegriff angelehnt ist, steht ein Textbegriff zur Diskussion, der sich am Nutzungsverhalten und spezifischen Rezeptionsweisen in einer digitalen Umwelt orientiert. An der Schnittstelle zwischen Analog und Digital lässt sich jedoch nicht nur der expansive Einfluss des Digitalen auf das Analoge verzeichnen, wie beispielsweise Twitteratur, Instalyrik, Videotagebücher, WhatsApp-Konversationsschnipsel in einer Ganzschrift und andere hybride Genres; es handelt sich vielmehr um einen bilateralen Austauschprozess, wenn eine analoge Lektüre um digitale Ergänzungen, Erweiterungen, intermediale Transformationen usw. angereichert wird.

Zusammengefasst soll in der Sektion eben jener transformative, co-kreative Austauschprozess an genannter Schnittstelle im Zentrum stehen, der dem Einfluss des Analogen auf das Digitale und wiederum dem Einfluss des Digitalen auf das Analoge nachspürt. Aus dieser Spurensuche, welche einem philologischen, transversalen Bedürfnis folgt, erwächst das sich daran anschließende didaktische Desiderat, nach den Einflüssen der Schnittstellensituation auf die Rezeption von fremdsprachlichen Texten explizit im Spanischunterricht zu fragen. Indem zunächst die Besonderheiten und Herausforderungen jener Schnittstelle herausgearbeitet werden, können daraufhin Implikationen für eine didaktische Aufbereitung der Texte gesetzt werden, die eine Ausbildung kompetenter Rezipient:innen von digitalen spanischsprachigen Texten zum Ziel haben. Wird allerdings konsequent das Nutzungsverhalten fremdsprachiger Texte anvisiert, so stellt sich diese Frage auch unweigerlich für den Einsatz analoger Texte in Abgrenzung zum neuen Digitalen (sowohl hinsichtlich der Schulpraxis als auch privater Freizeitbeschäftigung, wie u.a. die JIM-Studie 2020 nachweist). Der Zugang zu spanischsprachigen digitalen Quellen war nie leichter als heute und ist doch individueller denn je. Die Situativität, welche eine Anpassung von Leseformen und -zielen in Adaptation an eine Situation abbildet, genauer zu untersuchen, verspricht hierbei fruchtbare Erkenntnisse, denn nicht jeder Text (im weitesten Sinne) lässt sich gleich gut digital (oder auch analog) rezipieren, wie bereits Shibata und Omura (2010, 2020) festgestellt haben.

Die Sektion möchte anhand des skizzierten Problemaufrisses u.a. folgenden Fragestellungen nachgehen:

  • Welche Leseform und Textgenre privilegiert demnach das Analoge und vice versa das Digitale (cf. hierzu auch Kovač / Van der Weel 2020; Baron 2015)?
  • Welche Art von Lesekompetenz visieren wir an, die nicht mehr nur nach einem Leseverständnis fragt, sondern auch nach einem mündigen Umgang mit Text/Quelle, einer Nutzung von Texten je nach Situation und Ziel und der kritischen Entscheidungsfähigkeit für die eine Form und Vermittlungsweise in Abgrenzung zu anderen, zur Verfügung stehenden?

Die Sektion möchte die Vielfalt kultureller Repräsentationen in ihrer Rezeption betrachten, weshalb diverse Quellen, Genres, Ästhetiken und Netzwerke (Literatur, Bewegtbild, soziale Medien usw.) abgebildet werden. Beiträge in dieser Sektion sollen deshalb das Verhältnis von fremdsprachendidaktischen, literatur- und kulturwissenschaftlichen Ansichten hinsichtlich der Schnittstelle von Analog und Digital diskutieren, Vernetzungen deutlich werden lassen und Forschungsdesiderate herausarbeiten. Dabei soll der Blick auf den Umgang mit analogen und digitalen Texten im Fremdsprachenunterricht erneut erweitert werden, d.h. es geht nicht nur darum, die Wissensbestände der Fachwissenschaften für den Fremdsprachenunterricht auszuschöpfen und Potenziale didaktischer Transformationen auszuloten, sondern vor allem auch darum, sie mit den Herausforderungen der digitalen Welt zu verzahnen.

Kontakt:
manufranke(at)uni-potsdam.de
lachmund1(at)uni-potsdam.de

Baron, N. S. (2015): Words onscreen: The fate of reading in a digital world. Oxford: University Press.

Escandel, D. (2011): Literatura Digital para la enseñanza de español como lengua extranjera. Salamanca: Universidad de Salamanca.

European Commission (2019): European framework for the digital competence of educators: DigCompEdu, online verfügbar unter: ec.europa.eu/jrc/sites/jrcsh/files/digcompedu_german_final.pdf

Groeben, N. (2002): „Dimensionen der Medienkompetenz. Deskriptive und normative Aspekte“, in: Groeben, N. / Hurrelmann, B. (Hrsg.): Medienkompetenz. Voraussetzungen, Dimensionen, Funktionen. Weinheim, München: Beltz.

Omura, H. / Shibata, H. (2010): “Survey research on reading and writing for paper and electronic media”, in: Shigyo Times, 62(10), 18–30.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (2020): JIM 2020 (Jugend, Information, (Multi-) Media. Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland. Stuttgart, online verfügbar unter: www.mpfs.de/studien/jim-studie/2020/

Kovač, M. / Van der Weel, A. (2020): “Introducción: la lectura en la era de la digitalización”, in: Ibidem (Hg.): Lectura en papel vs. Lectura en pantalla. Bogotá: Cerlalc, 7-10.

Shibata, H. / Omura, K. (2020): Why Digital Displays Cannot Replace Paper: The Cognitive Science of Media for Reading and Writing. Singapore: Springer.

Villanueva, D. (2010): “Lectura y nativos digitales”, in: III Jornadas de Formación de Profesores de ELE en China. Suplementos SinoELE, 3, 2010. ISSN: 20765533.

Schnittstelle Didaktik & Literatur- und Kulturwissenschaft

Pedro Alonso García (Marburg) & Benjamin Inal (Paderborn)

Die (digitale) Umwelt heutiger Schülerinnen und Schüler ist maßgeblich bimodal bzw. multimodal konstituiert. Neben dem Verstehen etwa von Texten und Bildern spielt vor diesem Hintergrund insbesondere das Verstehen von ,image/texts‘ (Mitchell) bzw. von Bild-Text-Kombinationen (Kress; Wittstruck) eine zentrale Rolle. Graphische Erzählungen sind in dieser Hinsicht herausragende Unterrichtsmedien, die nicht nur fiktionale Welten bimodal entwerfen, sondern die dabei auch auf thematischer Ebene Komplexität verarbeiten und vermittelbar machen. Dies zeigt sich in Bezug auf Gedächtnis und Erinnerung am Beispiel des Spanischen Bürgerkriegs und der Franco-Diktatur, die fortwährend diskursiviert werden. Die Beständigkeit des Themas memoria histórica ist dabei nicht unabhängig von dem seit Jahren wachsenden spanischen Publikumserfolg entsprechender novelas gráficas. Analog zum teatro de la memoria (Floeck) bzw. zum Gedächtnisroman (Erll) lässt sich von der novela gráfica de la memoria als einem Ort der kreativ-imaginativen Auseinandersetzung mit historischer Vergangenheit sprechen. Die komplexen vergangenheitsbezogenen Wissensbestände werden hier in einem Medium verhandelt und verarbeitet, das seinerseits eine medienspezifische Komplexität besitzt (Hescher). So können novelas gráficas beispielsweise ästhetisch komplexe bimodale Konfigurationen von Vergangenheit zur Darstellung bringen; sie bieten unterschiedliche Spielarten von fiktionalem und faktualem Erzählen an; dabei vermitteln sie nicht zuletzt auch (auto-)biographische Zugänge zur Vergangenheit.

Da sowohl das Medium der novela gráfica als auch die spanische Geschichte des 20. Jahrhunderts im schulischen Spanischunterricht eine wichtige Rolle spielen, möchte die Sektion literaturwissenschaftliche, erinnerungskulturelle und didaktische Perspektiven in Austausch bringen. Dabei soll der Frage nachgegangen werden, inwiefern mit novelas gráficas de la memoria neben der sprachlichen auch historische, politische und ästhetische Bildung gefördert werden können und wie die text-visuelle Sinnkonstitution unterrichtlich erschlossen werden kann.

An diesen interdisziplinären Fokus anschließend können als mögliche Fragestellungen und Themen genannt werden:

  • Die medienspezifische Verhandlung von historischem Wissen in novelas gráficas: Wie wird Vergangenheit text-visuell inszeniert, d.h. welcher spezifischen ,Sprache‘ bedient sich die novela gráfica de la memoria? Welches historische Wissen wird verarbeitet und in welche (u.a. ideologisch gefärbte) Deutungen von Vergangenheit überführt? 
  • Fiktionales/faktuales Erzählen: Welche Formen fiktionalen bzw. faktualen Erzählens können unterschieden werden? Was zeichnet Texte wie zum Beispiel graphic memoirs, dokumentarische, journalistische oder historiographische novelas gráficas aus?
  • Die Bedeutung der novela gráfica de la memoria als fremdsprachenunterrichtlicher Lerngegenstand: Welche Potenziale für historisches/politisches/ästhetisches Lernen kennzeichnen graphische Erzählungen? Wie ist die Komplexität der Themen und des Mediums aus fachdidaktischer Sicht zu bewerten? Mit welchen Ansätzen kann ein Transfer in die Unterrichtspraxis umgesetzt werden? Welche Gegenwarts- und Zukunftsbedeutung hat die Auseinandersetzung mit der novela gráfica de la memoria über die Vermittlung von historischem Wissen hinaus?

Kontakt: benjamin.inal(at)uni-paderborn.de, alonsoga(at)staff.uni-marburg.de

Literatur:

Erll, Astrid (2003): Gedächtnisromane. Literatur über den Ersten Weltkrieg als Medium englischer und deutscher Erinnerungskulturen in den 1920er Jahren. Trier: WVT.

Floeck, Wilfried (2006): „Del drama histórico al teatro de la memoria. Lucha contra el olvido y búsqueda de identidad en el teatro español reciente.“ In: Tendencias escénicas al inicio del siglo XXI. Actas del XV Seminario Internacional del Centro de Investigación de Semiótica Literaria, Teatral y Nuevas Tecnologías. Hg. v. José Romera Castillo. Madrid: Visor Libros, 185-209.

Hescher, Achim (2016): Reading Graphic Novels. Genre and Narration. Berlin/Boston: de Gruyter.

Kress, Gunther (2010): Multimodality. A social semiotic approach to contemporary communication. New York/London: Routledge.

Mitchell, W.J.T. (1994): Picture Theory. Essays on Verbal and Visual Representation. Chicago/London: University of Chicago Press.

Wittstruck, Wilfried (2018): „Sprach-Bild-Kombinationen – Lehren und Lernen multimodal: ein Überblick mit Beispielen für die Arbeit im Unterricht DaF.“ In: Bild und Sprache. Impulse für den DaF-Unterricht. Hg. v. Ulrike A. Kaunzner. Münster/New York: Waxmann, 11-40.

Poster (alle Disziplinen)

Katharina Gerhalter (Sprachwissenschaft, Graz) & Hans Fernández (Literatur- und Kulturwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin) & Elke Höfler (Didaktik, Graz)

Digitalisierung von Daten, Methoden digitaler Auswertung, Aufbereitung und Präsentation sowie Methoden digitalen Lernens und Lehrens haben neue Kontexte, Schnittstellen und Umgebungen für Forschung und Lehre geschaffen. Diese neuen digitalen Umwelten der Hispanistik sind das Thema der Postersektion am 23. Deutschen Hispanistentag. Einreichungen für ein Poster können einerseits Ergebnisse aus Forschungsprojekten präsentieren, die sich mit Digitalisierung oder Methoden der Digital Humanities in der Fachdidaktik, Sprach-, Literatur- oder Kulturwissenschaft sowie Fragestellungen der Umwelt (Ökolinguistik, ecocriticism) beschäftigen. Andererseits können in der Postersektion auch digitale Artefakte präsentiert werden (Online-Ressourcen, Digitalisierungsprojekte, digitale Editionen, Korpora, Datenbanken, Programme zur Sprachdatenanalyse, …).

Eckpunkte zur Postersektion:

  • Da das Poster einem mündlichen Vortrag in einer der Sektionen gleichgestellt ist, gibt es zur Qualitätssicherung in allen Fachbereichen ein Auswahlverfahren. Teilnehmer*innen der Postersektion zahlen die regulären Kongressgebühren. Gleichzeitige Einreichung eines Vortrages (zu einem anderen Thema) in einer der Sektionen ist zulässig.
  • Am zweiten Kongresstag (Freitag, 24. Februar 2023) müssen die Teilnehmer*innen für die Posterpräsentation anwesend sein und beim „Poster-Pitch“ im Hörsaal ihr Projekt in 1-2 Minuten anhand einer kurzen ppt mündlich vorstellen. Im Anschluss daran stehen die Teilnehmer*innen während der Kaffeepause neben ihren Postern für Fragen und Diskussionen zur Verfügung. Die Posterausstellung bleibt während des restlichen Kongresses sichtbar hängen.

Inhaltliche Ausrichtungen:

Digitale Medien sind aus unserer Lebens(um)welt nicht mehr wegzudenken. So nutzen wir das Smartphone schon längst nicht mehr (nur) zum Telefonieren: Wir können Informationen jederzeit und überall nachzuschlagen (Google, YouTube…) und uns mit Menschen weltweit vernetzen (Social Media, Connectivism…). Lernen passiert nicht mehr nur im Klassenzimmer, sondern immer und überall (Informelles Lernen, Lifelong Learning). Wie sich digitale Medien im Klassenzimmer einsetzen lassen, sollen Good-Practice-Beispiele aus dem Bereich der Fachdidaktik zeigen. Dabei sind speziell auch Beispiele aus dem Spanischunterricht erwünscht, die sich mit den Themen Nachhaltigkeit und Umwelt(en) beschäftigen.

Die empirischen Methoden der Sprachwissenschaft und die Möglichkeiten der Sprachdatenanalyse haben sich durch Digitalisierung grundlegend weiterentwickelt. So sind mögliche Themen für Poster beispielsweise die Erstellung von Korpora mittels manueller oder (halb)automatisierter Annotation und Lemmatisierung, die Auswertung eines Korpus in Fallstudien und die quantitative Analyse großer Datenmengen, z.B. Statistiken und Visualisierungen in Programmen wie R. Andere mögliche Themenbereiche sind Phonetik (praat), Methoden aus der Psychologie (Eye-Tracker), experimentelle Studien, digitale Lexikographie sowie räumliche und/oder zeitliche Darstellung von Sprachdaten (Kartographie/Geolinguistik und Sprachwandel). Das Thema des Hispanistentages „neue Umwelten“ ist absichtlich zweideutig, und so sind auch Beiträge, die sich mit aktuellen Fragestellungen der Ökolinguistik beschäftigen, erwünscht.

Aus literatur- und kulturwissenschaftlicher Perspektive können sich Einreichungen für ein Poster einerseits mit dem ganzen Spektrum der Digital Humanities in der Hispanistik auseinandersetzen: Methodologien, Modelle, erkenntnistheoretische Konsequenzen des digital turn, Arbeit mit digitalisierten literarischen Textkorpora, Repositorien, digitale Editionen u.a. Andererseits kann auch das Rahmenthema Umwelt im Sinne von Ecocriticism / Ökokritik behandelt werden: Fragestellungen der Umweltzerstörung, Nachhaltigkeit, Umweltbewusstsein, Ressourcen, Ökosystemen, animal studies usw. in den spanischsprachigen Literaturen der Welt.

Sowohl aus Perspektive der Literatur- als auch der Sprachwissenschaft können ebenfalls neue digitale Genres sowie digitale Kommunikationsformen und deren Sprachverwendung analysiert werden (chats, blgs, social media, …).

Poster:

  • Hochformat DIN A0
  • mit grafischen Elementen ansprechend gestaltet
  • ggf. QR-Code zum digitalen Artefakt
  • Sprache des Posters: Spanisch
  • auch mündlicher „Poster-Pitch“ auf Spanisch
  • als druckbares PDF bis 8. Februar 2023 an die Organisation schicken (die Poster werden in Graz gedruckt)

Kontakt:

XXIII. Deutscher Hispanistentag

22.-25. Februar 2023

ReSoWi-Gebäude
Universitätsstraße 15
A-8010 Graz

Links

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